13.11.2025

Am 14. November ist der Tag des Apfels. (Foto: agrarfoto.com)
Wie würden Sie die aktuelle Marktsituation im Tiroler Obstbau beschreiben?
KUENZ: Wir produzieren in Tirol deutlich weniger Obst, als hier verbraucht wird – die Marktchancen sind also hervorragend und besonders in der Direktvermarktung ist die Entwicklung sehr gut. Im Lebensmitteleinzelhandel ist es jedoch nicht immer einfach: Eigenmarken nehmen zunehmend Platz ein und verdrängen dabei auch Qualität Tirol-Produkte. Gleichzeitig finden wir Premium-Äpfel wie Pink Lady aus Chile in den Regalen, obwohl wir Jazz-Äpfel in bester Qualität aus Tirol liefern können. Ich würde mir wünschen, dass der Handel die Regionalität und Saisonalität, die in der Werbung versprochen wird, auch tatsächlich lebt.
Welche Herausforderungen prägen den Obstbau derzeit am stärksten?
Die größte Herausforderung ist der Pflanzenschutz. Wenn ich im Pflanzenschutzmittelregister nach Lösungen gegen die Vielzahl an Krankheiten und Schädlingen suche, bekomme ich fast Angstzustände. Die ideologiegeleitete Pflanzenschutzpolitik auf EU-Ebene hat dazu geführt, dass viele wirksame Wirkstoffe verboten wurden und kaum neue Zulassungen kommen. Zusätzlich schränken die österreichischen Behörden die verbleibenden Mittel noch stärker ein: Von einem Wirkstoff dürfen wir hier 3,7 kg pro Jahr einsetzen, während ein deutscher Bauer 30 kg verwenden darf. Solche Unterschiede gibt es viele – sowohl bei konventionellen als auch bei biologischen Mitteln. Das macht den Pflanzenschutz zunehmend zu einer der größten Herausforderungen für den Obstbau.
Ein weiterer Punkt sind die hohen Lohnkosten. Seit dem Jahr 2016 sind die Löhne in Tirol um über 55 Prozent gestiegen, während die Inflation in diesem Zeitraum bei knapp über 30 Prozent lag. Bei über 700 Arbeitsstunden pro Hek-tar pro Jahr geht es dabei um enorme Kosten.
Sie sind seit Anfang des Jahres Obmann von TirolObst – welche Themen und Ziele stehen für Sie im Vordergrund?
Beim Pflanzenschutz müssen wir wieder zurück zu einem wissenschaftlich fundierten Zugang. Angstmacherei und Öko-Populismus führen nur dazu, dass die Produktion ins Ausland verlagert wird – ein Bärendienst an der Umwelt. Ich sehe aber Hoffnung, dass die verantwortlichen Politiker in den meisten EU-Ländern die Problematik erkannt haben. Neben neuen Wirkstoffen braucht es dabei vor allem einheitliche Zulassungen für die gesamte EU. Bei den Lohnkosten müssen wir dringend über die Lohnnebenkosten sprechen, damit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr Nettolohn bleibt und wir Fachkräfte halten können.
Darüber hinaus sind für mich zwei Themen zentral: Herkunftskennzeichnung und Transparenz. Die Lebensmittelindustrie setzt derzeit alles daran, keine verpflichtende Herkunftskennzeichnung einführen zu müssen, um weiterhin Rohstoffe aus aller Welt einsetzen zu können. Konsumentinnen und Konsumenten haben aber ein Recht darauf zu wissen, woher die Produkte kommen. Der Lebensmittelhandel könnte hier bei den Eigenmarken eine Vorreiterrolle übernehmen, auch wenn es keine gesetzliche Verpflichtung dazu gibt.

Besuchten den Bauernbund und Direktor Peter Raggl (Mitte) anlässlich des Tag des Apfels: Klemens Böck – LK Tirol, TirolObst-Obmann Johannes Kuenz, Stellvertreter Markus Mair und Wendelin Juen – LK Tirol. (Foto: BauernZeitung)

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