„Almwirtschaft bleibt politisch Priorität“

LH-Stv. Josef Geisler spricht im Interview über den „Tiroler Weg“, den rechtlichen Spielraum nach der EU-Entscheidung und warum die Almwirtschaft auch künftig auf die Rückendeckung des Landes zählen kann.

23.10.2025

Bauernbundobmann LH-Stv. Josef Geisler: „Tirol wird diesen Weg weitergehen." (Foto: Fischler)


Herr LH-Stv. Geisler, Sie sind schon ein Stück Weg gegangen beim Wolfsmanagement in Tirol – von Entnahmebescheiden bis hin zur aktuell gültigen Entnahmeverordnung. Wie bewerten Sie diesen „Tiroler Weg" – was hat er gebracht, und wohin führt er uns in den kommenden Jahren?
GEISLER: Der Tiroler Weg war von Anfang an kein einfacher. Wir haben 2022 mit Entnahmebescheiden begonnen, um auf konkrete Schadensfälle reagieren zu können. Doch jedes Mal folgten Einsprüche von NGOs, und die Verfahren haben sich monatelang hingezogen. Deshalb haben wir den Kurs geändert und 2023 die Entnahmeverordnung eingeführt. Damit können wir rasch, rechtssicher und ohne monatelange Verfahren handeln, wenn Wölfe Weidetiere gefährden oder Schäden verursachen. Das war ein Wendepunkt: Heute wissen unsere Bauern, dass das Land handelt, wenn es nötig ist – und dass nicht jede Entscheidung sofort blockiert wird. Wohin uns das führt, ist klar: Tirol wird diesen Weg weitergehen. Wir werden das Jagdgesetz bis 2026 an die neuen EU-Rahmenbedingungen anpassen und den abgesenkten Schutzstatus des Wolfs nutzen, um noch mehr Rechtssicherheit für die Almwirtschaft zu schaffen. Ziel ist, dass niemand mehr Angst haben muss, Tiere auf die Alm zu treiben.

Warum hält Tirol trotz Kritik von NGOs weiter an der Entnahme von Problemwölfen fest?
Weil wir Verantwortung tragen – für Menschen, Tiere und unsere Kulturlandschaft. Wenn auf der Alm Schafe oder Kälber gerissen werden, ist das nicht einfach Natur, sondern eine konkrete Bedrohung für Familienbetriebe. Die NGOs, die jede Entnahme bekämpfen, tragen diese Verantwortung nicht. Sie führen Verfahren aus sicherer Distanz, während bei uns oben auf der Alm reale Schäden entstehen.
Ein absoluter Schutz des Wolfs war nie Teil der europäischen Vorgaben und er ist auch in einem Land wie Tirol nicht umsetzbar. Wir stehen klar an der Seite unserer Bäuerinnen und Bauern – und wir werden das Wolfsmanagement auch künftig mit Hausverstand, Rechtssicherheit und Konsequenz fortsetzen.

Wie unterstützt das Land die Almwirtschaft ganz konkret?
Das Land Tirol fördert freiwillige Herdenschutzmaßnahmen dort, wo sie praktikabel sind, aber wir wissen: In vielen Almgebieten ist das schlicht nicht umsetzbar. Auch bringt der beste Herdenschutz keine Garantie vor Wolfsrissen mit sich, wie wir heuer in Navis leider mitansehen mussten. Mit der Entnahmeverordnung haben wir ein Werkzeug geschaffen, das rasch schützt, wenn es nötig ist. Gleichzeitig investieren wir in Beratung, Forschung und praxisnahe Projekte, um den Umgang mit dem Wolf weiterzuentwickeln. Und mit der Anpassung des Jagdgesetzes schaffen wir bis 2026 noch mehr Entnahmemöglichkeiten sowie Rechtssicherheit. Die Almwirtschaft ist ein Stück Tiroler Identität – sie erhält unsere Landschaft, unsere Kultur und die regionale Wertschöpfung. Genau deshalb bleibt sie politisch Priorität. Die Betriebe können sich da-rauf verlassen: Tirol bleibt beim Wolf handlungsfähig und steht klar an der Seite seiner Bauernfamilien.

 

 

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