02.10.2025
Bereits mehrmals konnte heuer ein Bär in Tirol nachgewiesen werden. (Foto: Herbert – stock.adobe.com)
Frau Skuban betreibt seit 20 Jahren in der Slowakei intensive Bärenforschung. Von April 2023 bis November 2024 lebte sie im Tiroler Oberland, um eine Studie zur Habitatseignung für Bär (und anteilig Wolf) durchzuführen. Das Miteinander von Menschen und Bären ist der Wildbiologin ein großes Anliegen. Aber nicht um jeden Preis und nur dort, wo es geht. Die Sicherheit der Menschen muss immer im Vordergrund stehen.
Für ein erfolgreiches Leben brauchen Bären vor allem zwei Voraussetzungen: geeignete Futtergrundlagen und Ruheplätze. Beides ist in Tirol nicht ausreichend vorhanden. Grundsätzlich kommen Bären in der Kulturlandschaft gut zurecht und finden in Getreideäckern, Maisfeldern, Obstplantagen, Abfall oder Aufbruch bei der Jagd gute Futtermöglichkeiten. Vor allem im Herbst aber findet der Bär bei uns keine Futtergrundlage, um die für den Winterspeck täglich benötigten 20.000 kcal Energie zu erreichen. Es fehlen die Laubwälder mit fettreichen Bucheckern, Eicheln und verschiedenen Nüssen. Die Tiroler „Granten" beinhalten kein Fett und kein Eiweiß. Dass die Alm- und Weidetiere nicht zur Gewohnheitsnahrung werden dürfen, versteht sich von selbst. In diesem Zusammenhang weist Dr. Skuban darauf hin, dass Herdenschutz nur in archaischen Systemen funktioniert, wo Herde, Hirte und Hunde ganzjährig eine Einheit bilden, nicht aber mit den kleinen Tiroler Strukturen.
Zweites Thema sind die Ruheplätze. Tirol ist als attraktives Urlaubsziel weit über die Grenzen hinaus bekannt. Kaum woanders wird die Landschaft flächendeckend und durchgängig so intensiv für alle möglichen Freizeit- und sonstigen Aktivitäten genutzt. Es gibt in Tirol praktisch keine Gebiete, in denen man nicht binnen kurzer Zeit auf menschliche Strukturen oder Menschen trifft. Bären, die in die Tiroler Alpen einwandern, finden also unerwartet ein von Menschen nicht nur extrem dicht besiedeltes, sondern auch in jedem Winkel massiv gestörtes Habitat vor. Zudem ist in unseren aufgeräumten Wäldern dichtes Unterholz selten. Für die Wildtiere entsteht dadurch ein sehr hoher Druck und insbesondere für die ruhebedürftigen Bären können sich massive Probleme ergeben. Im Gegensatz zum stillen Leiden anderer Wildtiere duldet er Störungen nur bedingt. Es kann durchaus vorkommen, dass sich der Bär einem zweibeinigen Eindringling entgegenstellt und ihn auch angreift. Während es in der Slowakei ein fünfstufiges Schutzsystem gibt, wo die am höchsten geschützten Bereiche im Winter mehrere Monate komplett gesperrt werden, sind solche Einschränkungen im Alpenraum heutzutage kaum denkbar. Ein zusätzliches Handicap sind die vielbefahrenen Straßen, deren Barriere-Effekt die Wanderbewegungen der Bären drastisch einschränken.
Die Bärenforscherin Michaela Skuban gesteht, dass sie sich das Ausmaß der menschlichen Störung nie vorstellen hätte können, wenn sie nicht über Monate in Tirol gelebt und gearbeitet hätte. Eine Wiederansiedelung der Bären in Tirol ergibt für sie absolut keinen Sinn. Man muss globaler denken und Bären dort, wo sie gut etabliert sind, mehr Unterstützung zukommen lassen. In Ländern wie Slowakei, Rumänien oder Bulgarien können Braunbären langfristig ein sicheres Habitat vorfinden, nicht aber im intensiv genutzten Tirol.
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