25.09.2025
Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion: Johannes Fankhauser – BMLUK, Brigitte Ederer – Staatsekretärin a. D. und Spitzenmanagerin, Katharina Schobersberger – Vizepräsidentin der CEJA Young Farmers, tbc, Katharina Cibulka – Künstlerin und Moderatorin Sophia Glanz – Netzwerk Zukunftsraum Land (Fotos: Rupert Asanger)
Ein besonderes Jahr – 2025: Wir blicken auf 30 Jahre Mitgliedschaft in der Europäischen Union zurück. Deren Wirkung auf ländliche Räume sowie die Frage, wie gemeinsame europäische Politik künftig gestaltet werden kann, war Thema der Jahreskonferenz des Netzwerks „Zukunftsraum Land" in Rotholz. Mut war dabei der rote Faden. Inmitten gesellschaftlicher, ökologischer und wirtschaftlicher Umbrüche braucht es Mut: Mut, Erreichtes zu feiern, Mut, Herausforderungen offen zu begegnen. Und Mut, neue Wege für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft einzuschlagen.
Mut als gestaltende Kraft
Brigitte Ederer, Staatssekretärin a. D. und Spitzenmanagerin, berichtete als Zeitzeugin. Sie spielte eine zentrale Rolle beim österreichischen EU-Beitritt in den 1990er Jahren. Die damalige SPÖ-Politikerin wurde von Bundeskanzler Franz Vranitzky zur „Europaministerin" gemacht. Sie leitete die Informationskampagne zur Volksabstimmung am 12. Juni 1994, bei der 66,6 % der Österreicher für den Beitritt stimmten.
Künstlerin Katharina Cibulka zeigte, wie künstlerisches Empowerment gesellschaftliche Veränderung anstoßen kann. Sie machte Mut als Ressource für Transformation sichtbar – insbesondere im ländlichen Raum. Auch sie betonte die Kraft der Gemeinsamkeit: „Wenn es viele gibt, die sich zu mir stellen, traue ich mich auch mutig zu sein." Beide Beiträge unterstreichen: Mut ist mehr als eine Haltung – er ist eine gestaltende Kraft, die Wandel möglich macht.
BMLUK-Sektionschef Johannes Fankhauser hob hervor, dass die EU nicht nur Rahmenbedingungen geschaffen, sondern einen Erfahrungsraum eröffnet habe, in dem Österreichs landwirtschaftliche Betriebe und die Regionen gelernt haben, Verantwortung zu tragen und sich nachhaltig zu entwickeln. Der derzeitige budgetäre Vorschlag zur GAP sei zwar nicht nachvollziehbar, man solle aber trotzdem nicht mutlos werden.
Labor der Zukunft
Zum Ausklang am Abend lud das Netzwerk zum Kamingespräch ins Dorfhaus in alpiner Atmosphäre in Steinberg am Rofan. Die EU hat die ländliche Entwicklung geprägt – das wurde am zweiten Tag im Praxisteil erlebbar: In Kleingruppen-Exkursionen konnten die Teilnehmer sehen, wie mutige Entscheidungen vor Ort Gestalt annehmen – am Bergbauernhof Bichlhof mit seinem Dialog zwischen Landwirtschaft, Gesellschaft und Generationen, im Naturpark Karwendel mit konsequenten Maßnahmen im Schutzgebietsmanagement, bei regionalen Mobilitäts- und Energieinitiativen oder im Unternehmen Syncraft mit dem Lebensraumnetzwerk Wilder Kaiser. Die Jahreskonferenz zeigte klar:
Der ländliche Raum ist ein Labor der Zukunft – ein Ort, an dem Nachhaltigkeit, Kreativität und Empowerment ineinandergreifen. Mut – so der Tenor der beiden Tage – ist das Kapital, das Regionen, Generationen und Ideen verbindet – weit über Tirol hinaus.
Mehr als 100 Teilnehmer kamen zur Jahreskonferenz.
Gelungene PROJEKTE aus 30 Jahren GAP
Der EU-Beitritt hat viele neue Impulse für die ländliche Entwicklung gebracht. Zahlreiche Projekte und Maßnahmen zeigen, wie ländliche Räume nachhaltig gestaltet und zukunftsfit gemacht werden können.
» Maßnahme: ÖPUL
Der Bauernhof „Lechnergut" in Thalgauberg (Gem. Thalgau) ist seit 1605 im Besitz der Familie Frenkenberger. Seit knapp 30 Jahren, also praktisch von Beginn an, nimmt Familie Frenkenberger am ÖPUL-Programm teil. Neben der Jungrinderhaltung sowie der Forstwirtschaft ist die Legehennenhaltung bereits drei Generationen lang das wichtigste Standbein des landwirtschaftlichen Betriebes.
» Maßnahme: Arbeitskreis – Beratung
Weiterbildung ist für landwirtschaftliche Betriebe entscheidend, um konkurrenzfähig zu bleiben. In Arbeitskreisen schließen sich zehn bis 20 Landwirte mit ähnlichen Produktionsschwerpunkten zusammen. Sie tauschen Erfahrungen aus, vergleichen ihre Betriebe und lernen voneinander – ganz nach dem Motto: mitei-nander und voneinander lernen.
Unterstützt wird diese Form der Beratung vom Landwirtschaftsministerium und den Landwirtschaftskammern, die sie gemeinsam mit Fortbildungsinstituten und Fachverbänden umsetzen.
» Maßnahme: LEADER
LEADER ist ein EU-Programm zur Förderung innovativer Projekte im ländlichen Raum. Das Besondere: Die Menschen vor Ort gestalten mit. Jede Region entwickelt ihre eigene Lokale Entwicklungsstrategie (LES), in der Ziele und Schwerpunkte festgelegt werden. Auf dieser Basis werden Projekte ausgewählt und mit EU-Mitteln unterstützt. So werden regionale Wirtschaft und Lebensqualität gestärkt – und die Bevölkerung aktiv in die Entwicklung ihrer Heimat eingebunden.
» Maßnahme: Ländliches Innovationsnetzwerk (LIN)/Ländliche Innovationspartnerschaft (LIP)
Diese Maßnahme unterstützt Ideen und neue Geschäftsmodelle für die ländliche Zukunft. Im Fokus stehen Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und demografischer Wandel.
Ein Beispiel ist das Projekt „Stell dir vor Labor" in Frankenburg (OÖ): Hier werden Menschen und Organisationen aus der Region vernetzt, damit aus innovativen Ideen konkrete Vorhaben entstehen.
» Maßnahme: EIP-AGRI
Die „Europäische Innovationspartnerschaft für Landwirtschaftliche Produktivität & Nachhaltigkeit" will Landwirtschaft effizienter, ressourcenschonender und zukunftsfähiger machen.
Ein Beispiel dafür ist das Projekt SUPERHOCHSTÄMME: Es entwickelt moderne Hochstamm-Obstsysteme, die ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll sind – eine zeitgemäße Alternative zu klassischen Streuobstwiesen. Dazu gehören neue Methoden für klimafittes Pflanzmaterial, praxisnahe Anbau- und Erntetechniken sowie Vermarktungsstrategien. Die Ergebnisse stehen Landwirtinnen und Landwirten in Form von Factsheets, Leitfäden und Online-Infos zur Verfügung.
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