ALMGESCHICHTE FOLGE 9: „Die Alm ist ein Sehnsuchtsort“

Von klein auf mit der Alm verwurzelt, hat Norbert Duregger in Gaimberg seinen Lebensmittelpunkt gefunden: Ein Leben zwischen Almrindern, Kaltblütern und neuen Herausforderungen.

11.09.2025

Die Schlossherrn-Alm liegt auf 1.720 Höhenmetern. (Fotos: Bauernzeitung)


Am Südhang des Zetterfeldes, unweit von Lienz liegt Gaimberg, die flächenmäßig kleinste Gemeinde Osttirols. Am Grießmannhof lebt Norbert Duregger mit seiner Familie und betreibt Milchkuhhaltung, Pferdezucht und Schafhaltung. Von Mitte Mai bis Mitte September geht es für seine Milchkühe auf die nahe gelegene Schlossherrn-Alm auf 1.720 Höhenmetern, zu der Norbert Duregger eine ganz besondere Verbindung hat.

„Mein Vater hat die Alm 40 Jahre lang gepachtet. Ich bin im Oktober auf die Welt gekommen – im darauffolgenden Frühjahr hat mich meine Mutter schon auf die Schlossherrn-Alm mitgenommen. Bis zum 15. Lebensjahr habe ich jeden Sommer hier verbracht", erinnert sich der Landwirt. Als sich die Gelegenheit bot, und auch auf großen Wunsch der Eltern, hat er die Alm vor 25 Jahren gekauft. Früher hat seine Mutter mit Sennerinnen die Milch auf der Alm noch selbst verarbeitet. Seither haben laufende Investitionen wie Stallumstellung und Stromanschluss die Arbeit auf der Schlossherrn-Alm erleichtert. Damit alles reibungslos abläuft, hilft die ganze Familie zusammen. Beim Melken wird Norbert Duregger durch seine Schwester unterstützt und die Milch an die Tirol Milch geliefert. Immerhin hat der Landwirt im Vollerwerb noch Mutterschafe, Pferde und den heimatlichen Hof zu betreuen – zeitlich gerate man da irgendwann ans Limit, sagt er.

Während früher noch Rinderzucht betrieben wurde, hat Norbert Duregger mittlerweile auf die Produktion von „Qualität Tirol" Almrind umgestellt. Die Jungrinder wachsen auf kleinstrukturierten Tiroler Bauernhöfen heran und werden mindestens einmal gealpt. Durch die viele Bewegung und bestes Futter wird das Fleisch sattrot und erhält ein besonderes Aroma. Eine gute Entscheidung für Duregger: „Das Produkt lohnt sich preislich und entschädigt für den Aufwand. Dass die Qualität passt, wird mir immer wieder auch von Kunden bestätigt, die aus ganz Österreich stammen. Manchmal erhalte ich Anrufe von Menschen, die mein Fleisch im Geschäft gekauft haben und nachfragen, ob man denn noch mehr erhalten könnte. Das ist die beste Bestätigung, die man bekommen kann."

„Es ist ein Geben und Nehmen", meint Duregger in Bezug auf Nutzungskonflikte.


Gutmütiges Kaltblut
Eine Leidenschaft des Osttirolers, der auch Obmann der RGO-Abteilung Noriker-Pferdezucht ist, ist die Norikerzucht: „Wir hatten zu Hause früher schon Noriker. Reiten und Einspannen betreibe ich eher hobbymäßig, aber hauptsächlich konzentriere ich mich auf die Zucht." Für Tirol ist der Noriker ein Stück Geschichte und Identität. Das kräftige, mittelschwere Kaltblutpferd diente in den Alpen Jahrhunderte als unentbehrliches Arbeitstier. Vor allem in der Forstwirtschaft, beim Holzrücken in steilen Bergwäldern, beim Ziehen von Lasten und in der Landwirtschaft war es unverzichtbar. Durch seine Trittsicherheit, Ausdauer und Ruhe eignete sich der Noriker besonders für die steilen, engen Alm- und Bergwege Tirols. Andere Kaltblutrassen waren für diese Verhältnisse oft zu schwer oder zu unhandlich. Heute ist die Rasse lebendiges Kulturgut, das eng mit der bäuerlichen Lebensweise verbunden ist und eine lange Zuchttradition hat. Gerade im Mai dieses Jahres fand zum Jubiläum 125 Jahre Pferdezucht Tirol die Gesamt Tiroler Landesausstellung für Noriker in der RGO Arena Lienz statt. Aus der Zucht von Norbert Duregger stammen sowohl Bundes- als auch Landessiegerinnen.

Die Kaltblüter eignen sich gut für die steilen, engen Almwege Tirols.


Nutzungskonflikt und Bürokratie
Als Osttiroler Vertreter des Tiroler Almwirtschaftsvereins weiß Norbert Duregger, mit welchen Herausforderungen die Berglandwirtschaft zu kämpfen hat, und bleibt gleichzeitig selbst nicht davon verschont.

Ein Thema ist, auch aufgrund des nahe gelegenen Skigebietes, das Nebeneinander von Landwirtschaft und Freizeitaktivitäten. „Die vermehrte Nutzung von E-Bikes ist schon spürbar. Meiner Ansicht nach ist der Nutzungskonflikt hier noch vertretbar. Natürlich ist es ärgerlich, wenn trotz expliziten Hinweisen etwa ein Tor nach dem Öffnen nicht wieder geschlossen wird, aber die meisten Mensch sind vernünftig. Es ist ein Geben und Nehmen", sagt der Osttiroler.

Dauerbrenner ist darüber hinaus das Bewältigen der Bürokratie, die immer mehr Zeit in Anspruch nimmt: „Nachweise, Almkontrollen und Anträge – all das frisst schon sehr viel Zeit. Glücklicherweise unterstützt mich meine Frau bei der Buchhaltung."

Norbert Duregger hat die Schlossherrn-Alm vor 25 Jahren gekauft. | Die Norikerzucht ist eine Leidenschaft des Osttirolers.


Menschen eine Chance geben
Dass die Bestoßung und Erschließung der Tiroler Almen zurückgehen, könnte sich auf lange Sicht zu einem Problem für die Berglandwirtschaft entwickeln. Neben zunehmenden Problemen mit Großraubtieren und Nutztierrissen, die viele Landwirte resignieren lassen, wird es immer schwieriger, gutes Personal für große Almen zu finden.

Von dieser Problematik ist Norbert Duregger zumindest zurzeit nicht betroffen. Seit mittlerweile 13 Sommern bewirtschaftet ein Ehepaar aus München seine Hochalm im Debanttal, eine reine Jungviehalm. 60 bis 70 Tage kümmert sich das Ehepaar im Sommer um die Behirtung. „Die Arbeit auf einer Alm ist zwar beschwerlich, aber auch erfüllend und die Alm an sich ist für viele ein Sehnsuchtsort. Teilweise kommen Aussteiger auf dich zu, die zur Abwechslung einfach etwas ganz anderes suchen. Auch wenn jemand fachfremd ist, denke ich mir, dass man jedem Menschen eine Chance geben muss. Für mich hat sich das bewährt." Einen Wermutstropfen gibt es allerdings für Norbert Duregger: Er kann nur wenig Zeit auf seiner Schlossherrn-Alm verbringen. „Hoffentlich in der Pension wieder", schmunzelt er.

Hier gehts zum VIDEO.

 

 

 

Teilen

Unsere aktuellen Termine

Sprechtag
Mittwoch, 17. September 2025
BLK Landeck

Details

Sprechtag
Dienstag, 23. September 2025
BLK St. Johann i.T.

Details

Sprechtag
Mittwoch, 24. September 2025
BLK Wörgl

Details

Sprechtag
Dienstag, 30. September 2025
BLK Lienz

Details

Bauernbund Wetterservice

Das Bauernbund-Agrarwetter ist rund um die Uhr unter Tel. +43 512 56 15 93 – auf 16 parallel geschalteten Leitungen – erreichbar. Die tägliche Aktualisierung erfolgt um 8.00 Uhr.

aktuelles Wetter

Wozu Tiroler Bauernbund?

In unserem Imagefilm und der Infobroschüre erfahren Sie mehr über Ursprung, Aufgaben, Ziele und die Bedeutung des Tiroler Bauernbundes.

Aktuelle Videos

Broschüre

Warntafel hier bestellen

Bestellungen unter tbb@tiroler-bauernbund.at bzw. telefonisch unter +43 512 59 900-12

Für Bauernbund-Mitglieder: 20 Euro inkl. Versand | Für alle anderen: 30 Euro exkl. Versand

 

 

Volltextsuche

Die einfache Suche nach Personen, Orten, Dingen und Terminen!

Tiroler Bauernbund · Brixner Straße 1 · 6020 Innsbruck | +43 512 59 900-12 | tbb@tiroler-bauernbund.at
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 8.00 bis 16.00 Uhr und Freitag von 8.00 bis 12.00 Uhr

powered by webEdition CMS