04.09.2025
Ihren fünften gemeinsamen Almsommer verbringt Familie Dilitz auf 1.977 Höhenmetern. (Foto: Bauernzeitung/Julia Gundolf)
Die drei Geschwisterkinder Peter (6), Anton (4) und Anna (1) toben im Garten auf der Labaunalm. Die Brüder in blaukariertem Hemd und Lederhose, Anna gekleidet im Dirndl. Glücklich beobachten Christiane und Peter Dilitz ihre Kinder beim Spielen. Die Labaunalm in Nauders ist für die junge Familie wie ein zweites „Drhoam".
Vom „Hiatabua" zum Almwirt
„Es ist unser fünfter gemeinsamer Almsommer", erzählt Peter. Er selbst erlebt dieses Jahr den 19. Almsommer. Mit nur elf Jahren war Peter das erste Mal mit seinem Bruder und seinen Eltern auf der Labaunalm – als „Hiatabua". Nun schon seit fünf Jahren bewirtschaftet er die Alm gemeinsam mit seiner Frau Christiane, karenzierte Lehrerin an der Mittelschule Pfunds. Peter ist gelernter Spengler, jedoch arbeitet er außerhalb der Almsaison in seinem Schiverleih im Heimatdorf Nauders. Zusätzlich bieten die beiden Ferienwohnungen an. Gerne erinnern sie sich an ihren ersten gemeinsamen Sommer zurück, ihr ältester Sohn Peter war dort gerade mal ein Jahr alt.
Mittlerweile hat Peter zwei Geschwisterchen bekommen, einen jüngeren Bruder namens Anton und eine kleine Schwester namens Anna. Als ältester von den Dreien wird Peter kommenden Herbst eingeschult – seine erste Schulwoche beginnt noch, während der Rest der Familie auf der Labaunalm ist. Die Gemeinde Nauders ist mit dem Auto rund 20 Minuten von der Labaunalm entfernt, zu Fuß ist man in gut einer Stunde im Dorf. „Er wird dann einen interessanten Schulweg haben", scherzen Christiane und Peter.
Der Hochleger Labaunalm befindet sich auf knapp 2.300 Metern Seehöhe. (Foto: Peter Frank/BLK Landeck)
17-Stunden-Schicht auf 1.977 Höhenmetern
Sie selbst haben den ganzen Tag über viel zu tun. Zwar ist Peter bei der Gemeinde Nauders angestellt und das Paar muss sich dadurch nicht um Dinge wie die Anzahl der Kühe kümmern – genug Arbeit bleibt trotzdem. Dabei werden sie heuer von Charly (17), Absolvent der LLA Imst, unterstützt. Um halb vier klingelt jeden Tag der Wecker. Für Peter und Charly heißt es nun aufstehen – das Melken beginnt.
Die ersten drei Wochen des Sommers werden die Kühe auf der Alm gemolken, danach übersiedeln sie auf den Hochleger auf 2.300 Meter Seehöhe. Der mobile Melkstand wird hinauf transportiert und bleibt dort für sechs Wochen. Gegen Ende des Sommers verlassen die Kühe den Hochleger wieder und bleiben näher bei der Alm.
Als einzige Kuhalm in ganz Nauders mangelt es auf der Labaunalm nicht an Tieren. 90 Kühe von 23 verschiedenen Bauernhöfen aus der Region verbringen ihren Sommerurlaub auf der Alm. „Der größte Bauer, der sein Vieh bei uns hat, hat 35 Kühe. Der kleinste bloß eine", erzählt Peter. Von Braunvieh über Fleckvieh bis hin zu Grauvieh ist alles dabei. Rund 1.500 Liter Milch geben die Kühe in der besten Zeit. Alle drei Tage wird die Milch von Tirol Milch abgeholt. Neben den Kühen verbringen auch 16 Hühner, vier Walliser Schwarznasen-Schafe, zwei Almschweine sowie Katze Flecki und Hund Mira den Sommer auf der Alm.
Gegen halb acht sind dann alle Tiere versorgt und gemolken, der Melkstand geputzt. Dann geht es für Peter und Charly runter auf die Alm. Dort wartet bereits Christiane mit den drei Kindern auf die beiden. Mit einem gemeinsamen Frühstück startet die Familie in den Tag. Besonders für Christiane geht genau jetzt die Arbeit los. Die Tische müssen gedeckt, die Küche vorbereitet werden. Bei Peter ist es anders: „Ich müsste mich am Vormittag eigentlich ausruhen, aber ich will mit den Kindern Zeit verbringen." Denn am Abend um fünf beginnt das Melken wieder von vorne. Allerdings mit einem kleinen Unterschied – auch die Söhne Peter und Anton sind diesmal mit von der Partie.
Für die Kinder ist die Alm das zweite „Drhoam". (Foto: Familie Dilitz)
Ein Zuhause voller Kindheitserinnerungen
„Das ist das, was ich ihnen mitgeben kann, das kann ihnen keiner mehr nehmen", erklärt Peter. Seine liebevoll genannten „Buaba" würden ihm am liebsten überall helfen. Sogar einen Rehbock haben die drei bereits gemeinsam erlegt. „Man muss die Zeit nutzen und genießen", erzählen die glücklichen Eltern. Sich selbst müsse man dafür auch manchmal etwas zurücknehmen.
Für die Kinder ist die Alm bereits zu einem zweiten Zuhause geworden. Als im Kindergarten die Aufgabe anstand, ein Bild von „Drhoam" mitzunehmen, durfte für die Brüder ein Foto der Labaunalm keineswegs fehlen. „Sie sagen nie: Ich will heim. Sie sind glücklich hier oben." Doch auch zwischen Christiane und Peter kommen die Glücksmomente nicht zu kurz. „Sogar meinen Heiratsantrag habe ich auf der Labaunalm bekommen", lacht Christiane. Ihr Mann ist sich seines Glückes bewusst: „Das Almleben ist kein einfacher Weg – umso größer das Glück, wenn man ihn gemeinsam gehen darf. Nicht jeder findet eine Partnerin, die mit dem Herzen genauso hier oben zu Hause ist."
Ruhe vor dem Sommer
Trotz all der schönen Momente, die die Familie auf der Labaunalm erlebt, freuen sie sich jedes Jahr auch auf den Almabtrieb. „Man fängt gerne an und man hört auch gerne wieder auf", erzählt Peter, für den im November der Schiverleih beginnt. „Bis Weihnachten mag ich nicht an Kühe denken", scherzt er. Doch kaum ist der Schnee geschmolzen, beginnen auch schon wieder die Vorbereitungen für den nächsten Almsommer. Es ist ein einfaches, aber erfülltes Leben auf der Labaunalm, verrät Christiane – „man hat hier oben zwar weniger, und doch hat man so viel mehr."
Als einzige Kuhalm der Gemeinde Nauders versammelt die Labaunalm 90 Kühe von 23 verschiedenen Bauern. (Foto: Familie Dilitz)
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