26.03.2025

In der aktuellen Debatte um die Windkraft in Tirol äußert sich Agrarklubobmann und VP-Energiesprecher Bgm. Martin Mayerl klar zu den vorgebrachten Anliegen und Perspektiven. Er zeigt sich skeptisch gegenüber einem pauschalen Verbot von Windkraftanlagen, wie es in einem Dringlichkeitsantrag der FPÖ gefordert wurde, und betont die Notwendigkeit einer faktenorientierten Diskussion.
„Die Tiroler Energiestrategie hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2050 soll der Energieverbrauch um rund 30 % gesenkt und die gesamte Primärenergie aus erneuerbaren Quellen erzeugt werden. Dafür benötigen wir alle verfügbaren erneuerbaren Energiequellen, darunter auch Windkraft", erklärt Mayerl. In der Tiroler Energiestrategie ist der Ausbau von Wasserkraft, Photovoltaik und Windkraft ausdrücklich vorgesehen. Besonders im Hinblick auf die Winterstromlücke könne Windkraft einen wichtigen Beitrag leisten. „Im Winter ist der Anteil der Wasserkraft in Tirol aufgrund des niedrigen Wasserstandes deutlich geringer, während der Stromverbrauch in dieser Zeit jedoch wesentlich höher ist", so der Energiesprecher.
Die Windkraftpotentialstudie für Tirol habe ein wirtschaftlich sinnvolles Potenzial von 800 GWh jährlich ergeben. „Selbst bei einer Nutzung von nur 50 % dieses Potentials könnten mit etwa 50 Windrädern in sieben bis zehn Windparks in Tirol beträchtliche Mengen an erneuerbarem Strom erzeugt werden", betont Mayerl.
Dabei geht es jedoch nicht nur um die Menge an erzeugtem Strom. Mayerl weist darauf hin, dass die Errichtung von Windkraftanlagen in Tirol vor allem durch die geographischen Gegebenheiten eine große Herausforderung darstellt. „Für den Bau eines Windparks sind umfangreiche rechtliche Regelungen zu beachten. Siedlungsgebiete, hochalpine Gebirgslagen sowie Naturschutzgebiete kommen ohnehin nicht in Frage. Auch die Windgeschwindigkeiten in den Alpen sind oft nicht hoch genug, um Windkraft wirtschaftlich zu betreiben", erklärt der Agrarklubobmann.
Ein weiteres zentrales Thema in der Windkraftfrage ist der Faktor der Investitionskosten. „Im bergigen Terrain können die Erschließungskosten und der Bau der Infrastruktur einen Windpark schnell unwirtschaftlich machen. Deshalb wurden die meisten Windkraftanlagen bisher in den flacheren Gebieten des Ostens von Österreich realisiert", so Mayerl. Die Entscheidung, ob Windkraftprojekte überhaupt realisiert werden, hänge nicht zuletzt auch von den Grundeigentümern ab. „Ob Landwirte, Agrargemeinschaften oder Gemeinden ihre Flächen für Windkraft zur Verfügung stellen, spielt eine entscheidende Rolle", stellt Mayerl fest.
Angesichts dieser zahlreichen Überlegungen steht Mayerl einem gesetzlichen Verbot von Windkraftanlagen kritisch gegenüber. „Es wird in Tirol sicherlich einige Standorte geben, an denen Windparks wirtschaftlich und naturschutzrechtlich vertretbar sind. Wenn zudem die Zustimmung der Grundeigentümer vorliegt, können solche Projekte auch zum Erfolg geführt werden", so der VP-Energiesprecher.
„Die Alternative wäre, dass wir weiterhin Millionen für fossile Energiequellen wie Öl und Gas ins Ausland überweisen und gleichzeitig einen höheren CO2-Ausstoß in Kauf nehmen. Ein schlechtes Geschäft für uns und für die Umwelt", so Mayerl. Er verweist auf die jüngsten Zahlen aus dem Februar 2025, als Österreich 21,75 % seines Stroms aus Gas produzierte, was zu einem CO2-Äquivalent von 725.000 Tonnen führte. Im Vergleich dazu produzierte die Wasserkraft nur 22,68 % des Stroms, aber mit einem CO2-Äquivalent von nur 16.200 Tonnen – das sind nur 2 % des CO2 Verbrauches von Erdgas.
„Ich wünsche mir eine sachliche, faktenbasierte Diskussion über Windkraft in Tirol. Ich verstehe natürlich die emotionale Seite dieses Themas, aber wir müssen uns auch der Realität stellen, dass wir für eine zukunftsfähige Energieversorgung Kompromisse eingehen müssen", schließt Mayerl ab.
Foto: VP Tirol

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