23.12.2024

In die Räucherpfanne kommen Kohle, das Kräuterbüschel vom Hohen Frauentag und Weihrauch. (Foto: Sonja Birkelbach – stock.adobe.com)
Das Miterleben der bäuerlichen Weihnacht zählt wohl zu den schönsten Erlebnissen für Kinder aus der Stadt. Bald einmal nach der Stallarbeit versammelt sich die Familie, und beim Herd legt der Bauer Kohle in eine alte Räucherpfanne. Dazu kommen Kräuter vom Frauenbuschen, der am Hohen Frauentag gesegnet wurde, und darauf wurde schließlich Weihrauch gelegt. Diese Mischung ergibt dann in den alten Gängen des Hauses einen eigenartigen von einer gewissen Feierlichkeit begleiteten Geruch. Die Kinder erhalten ein Glas mit Weihwasser gefüllt, in dem sich ein kleiner Zweig befindet, um sprengen zu können. Kaum sind die Vorbereitungen abgeschlossen, beginnt der alte Vater mit dem Vorbeten des Rosenkranzes und der Zug setzt sich in Bewegung. Man geht durch alle Räume des Wohnhauses und betritt dann Hof und Stall. Der Bauer voran, die Räucherpfanne ein wenig schwingend und gleichzeitig laut vernehmbar betend. Die Kinder gehen hinterher, schon in froher Erwartung auf das Christkind und eigentlich gar nicht so andächtig auf den Rosenkranz konzentriert wie die Erwachsenen, zu deren Kreis die Bäuerin, alte ledige Tanten und die schon großen Töchter und Söhne zählen. Zwischen dem Gemurmel kommt immer wieder die Ermahnung, dass die Kinder wohl fest Weihwasser sprengen sollten, damit der Segen von oben aus Haus und Hof beschütze.
Das Vieh, das in der Nacht spricht
Beim Betreten des Stalles beginnt sich bei den Kleineren ein eigenartiges Gefühl breit zu machen, das man eigentlich den ganzen Abend nicht mehr loswerden konnte: Wie wird das wohl mit dem lieben Vieh werden, das in der Heiligen Nacht spricht?
Obwohl schon die Gewissheit vorhanden ist, dass ja nicht so ist, was man aus so mancher Erzählung aus der bäuerlichen Weihnacht weiß. Doch schon ergibt sich im Stall eine neue Unsicherheit durch eine weibliche Stimme, die aus der betenden Prozession zu hören ist: „Und die werden heute Nachts über das kommende Jahr vieles erzählen, was sich bei uns zutragen wird." Dann war bei den Kindern urplötzlich das bange Gefühl wieder vorhanden: „Sollten wir eigentlich anstelle zur Christmette nicht ganz einfach in den Stall gehen, in dem man vielleicht doch noch etwas zu hören bekommt?" Aber gleichzeitig sagt die innere Stimme, dass dies ja nur dem Bereich der Erzählung zuzuordnen ist und ganz bestimmt nicht stimmen kann. Und so nähert sich der weihnachtliche Zug wieder langsam dem Wohnhaus.
Gebetsstunde
In der dunklen Stube flackern Kerzen vor der Krippe. Alle Familienmitglieder knien sich ehrfürchtig davor nieder und der Rosenkranz findet vor der viel Wärme ausstrahlenden Krippe seine Fortsetzung. Doch dies wird den Kindern zu lang.
Denn an den freudenreichen Rosenkranz schließt sich der schmerzhafte an, und erst nach dem glorreichen finden die vielen „Ave´s" ihr sicheres Ende! Damit ist aber diese besonders eindrucksvolle Art von Vigilfeier noch nicht vorbei, denn die zu dieser Zeit im Kirchenjahr übliche „Namen-Jesu-Litanei" zählt auch noch zu der vor der Krippe, die ein alter Lehrer aus der Verwandtschaft gemalt hat, feierlichen Gebetsstunde. Dieser Gedanke lenkt gleich wieder ab vom fromm sein wollen und erinnert an das gerade vorhin Erlebte im Stall mit der bangen Frage: „Ja werden die Kühe heute noch den Mund auftun oder nicht?" Na, an das „Natürlich nicht" war schon gar nicht mehr zu denken, da jetzt noch das Abendgebet zu sprechen war. Damit war diese sehr feierliche und beeindruckende „Vigilia noctis" wohl beendet, obwohl noch einige Überraschungen kamen. In der Küche versammelte sich nun die Familie und die Mädchen begannen mit kaum gehörten, wunderschönen Weihnachtsliedern, die noch lange im Ohr blieben. Doch was war das? Irgendwo her erklang ein Glockenzeichen und alles eilte in die Stube. Ja, in der Stube, in der eben die drei Rosenkränze vor der so idyllischen Krippe den Segen des Himmels herabflehten, stand ein wunderschöner Christbaum, vor dem nun die ganze Familie „Stille Nacht" sang. Weihnachten wurde es in einem Tiroler Bauernhaus!
Für die Kinder gab es nun eine Beschäftigung mit dem neuen Spielzeug, während die Großen sich allerlei zu erzählen wussten. Bücherratten saßen in einer Ecke und hatten ihre bare Freude mit der neuen Lektüre. Und auch das gab es: die ganz Schläfrigen suchten ihr Bett auf, um sich bis zur Christmette auf das Ohr zu legen. Doch etwas später befand sich die ganze Familie auf dem Weg zur Christmette, dem Engelamt. Und während in der eisigen Kälte dieser hochheiligen Nacht der Schnee unter den Schuhen knirschte und die Glocken feierlich die Geburt des Herrn verkündeten, tauchte wieder die Frage auf: „Und was werden wohl die Kühe im Stall machen?"

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