17.10.2024

Im Rahmen der Woche des Schutzwaldes beim Lokalaugenschein in Oetz (v. l.): Landesforstdirektor Josef Fuchs, LH-Stv. Josef Geisler, Bürgermeister Hansjörg Falkner und Gebhard Walter (WLV).
Durch Windwurf- und Nassschneeereignisse ist es in den vergangenen beiden Jahren unter anderem auch im Ötztal zu hohem Schadholzanfall gekommen.
Nach Abschluss der Schadholzaufarbeitung stehen die Wiederaufforstung und Pflegemaßnahmen im Fokus. „Tirol investiert seit Jahrzehnten intensiv in den Erhalt und die Pflege dieser Schutzinfrastruktur, denn der Wald ist nicht nur eine Lebensgrundlage, sondern auch ein Lebensretter“, betont LH-Stv. Josef Geisler vergangene Woche beim Lokalaugenschein anlässlich der Woche des Schutzwaldes in der Gemeinde Oetz und ergänzt: „Wir müssen damit rechnen, dass Extremwetterereignisse als Folge des Klimawandels immer häufiger werden. Umso wichtiger ist es, dass von Schadereignissen betroffene Waldflächen möglichst rasch und klimafit wiederaufgeforstet werden.“
Dringlichkeit der Wiederaufforstung
Nach schweren Schadereignissen, wie den Sturm- und Schneebruchereignissen im Bezirk Imst, stehen die Wiederaufforstung und die Pflege der Wälder im Mittelpunkt der Bemühungen. „In den kommenden zwei Jahren benötigen wir bis zu sechs Millionen Bäume, um die durch Sturm und Schädlinge geschädigten Flächen in Nord- und Osttirol wieder aufzuforsten. Die Zeit drängt, da die verbliebenen Wurzelstöcke nur rund fünf Jahre Schutz bieten, bevor sie verrotten und die Gefahren von Steinschlag und Lawinen zunehmen“, betont Geisler.
Der Prozess der Wiederbewaldung beginnt mit der sorgfältigen Planung, bei der geeignete Baumarten ausgewählt werden. „Dabei achten wir ganz besonders darauf, welche Bäume sich für welche Fläche eignen. Dies gewährleistet, dass die Bäume an die jeweiligen Standorte und zukünftigen Herausforderungen angepasst sind“, erklärt Landesforstdirektor Josef Fuchs. Mischbaumarten wie Tanne, Lärche sowie verschiedene Laubhölzer wie Eiche und Buche werden bevorzugt, um die Biodiversität zu erhöhen und die Widerstandsfähigkeit der Wälder zu stärken.
„Nur ein stabiler und gesunder Wald kann seine Schutzfunktionen langfristig erfüllen, daher müssen wir auch die Qualität der bestehenden Waldbestände im Auge behalten und gezielt pflegen“, so Fuchs. Der Kampf gegen den Borkenkäfer ist weiterhin ein Schwerpunkt der aktuellen Waldschutzmaßnahmen. Wesentlich war laut Landesforstdirektor heuer die Witterung, die die Borkenkäferentwicklung deutlich verzögerte. Für das kommende Jahr sei die Borkenkäfersituation schwer abzuschätzen: „Wir haben in den letzten Jahren Unglaubliches geleistet, um angefallenes Schadholz möglichst rasch aus dem Wald zu bringen. Doch wir müssen weiterhin aktiv bleiben, um dem Borkenkäfer und anderen Schädlingen entgegenzuwirken“, betont Geisler.
Ergänzende technische Maßnahmen
In enger Zusammenarbeit mit der Wildbach- und Lawinenverbauung wird der Schutzwald außerdem durch technische Maßnahmen ergänzt, um neuralgische Stellen zu sichern. Über 90 Prozent der Landesfläche Tirols liegen in Einzugsgebieten von Wildbächen und Lawinen. „Das bedeutet, dass die Bewirtschaftung und Stabilität der Wälder in diesen Einzugsgebieten einen wesentlichen Einfluss auf den Schutz vor Erosion, Hochwasser und Lawinen hat. Ein stabiler und widerstandsfähiger Schutzwald ist deshalb für die Sicherheit von Naturgefahren aus Sicht der Wildbach- und Lawinenverbauung essenziell“, erklärt Gebhard Walter, Leiter der Sektion Tirol der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) und führt weiter aus: „Unsere Aufgabe ist es, Naturgefahren wie Lawinen und Muren durch bauliche Maßnahmen einzudämmen. Doch der Schutzwald ist ein natürlicher Verbündeter, den wir unterstützen müssen. Die Kombination aus baulichem und natürlichem Schutz ist der Schlüssel zu einem sicheren Lebensraum in den Alpen“, ist er überzeugt.
Ausblick und Unterstützung
Die Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, erfordern ein aktives Handeln. Der Tiroler Forstdienst ist dabei Partner für Waldbesitzer und Gemeinden. In enger Zusammenarbeit mit der WLV werden tirolweit insgesamt über 190.000 Hektar Schutzwald qualitativ verbessert.
„Das bereits Geleistete war nur durch das Zusammenwirken der verschiedensten Stellen wie Waldbesitzerinnen und -besitzer, Gemeinden, Waldaufseher, die Bezirksforstinspektion oder auch die Landesforstdirektion möglich“, dankt Geisler allen Beteiligten, die zum Erhalt von Tirols Schutzwäldern beitragen. Um die Wiederbewaldung und die Pflege der Wälder zu sichern, stehen im Jahr 2024 insgesamt rund 22 Millionen Euro für die Aufarbeitung der Waldschäden in Tirol zur Verfügung. Inklusive Eigenleistungen löst das Investitionen von rund 30 Millionen Euro aus. „In Tirol ist der Schutzwald nicht nur eine grüne Lunge, sondern ein unverzichtbarer Schutzschild für die Bevölkerung. Der Wald hilft den Tirolerinnen und Tirolern. Jetzt liegt es an uns, ihn zu schützen und zu pflegen, damit er auch in Zukunft seine wertvollen Funktionen erfüllen kann“, so Geisler.
Lokalaugenschein Gemeinde Oetz
In der Gemeinde Oetz ist mit rund 35.000 Festmeter die größte Menge an Schadholz angefallen. Davon wurden bereits rund 30.000 Festmeter aufgearbeitet. „Vor allem die linke Seite des Nedertales wurde stark in Mitleidenschaft gezogen“, beschreibt Bürgermeister Hansjörg Falkner und führt weiter aus: „Der Schutzwald ist nicht nur Teil unserer Heimat, er ist auch essenziell für die Sicherheit der Bevölkerung hier in Oetz. Der Schadholzanfall hat uns im vergangenen Jahr vor große Herausforderungen gestellt. Nun blicken wir optimistisch in die Zukunft, mit der klaren Aufgabe, die Wiederbewaldung voranzutreiben und den Schutzwald zu erhalten.“ Diese wird im kommenden Jahr im Fokus stehen.

Bereich Ederbach vor der Schadholzaufarbeitung
(Fotos: Land Tirol/Jansenberger)

Über 160.000 Mitglieder nahmen auch heuer unsere Bauernbund-Agrarwetterhotline in Anspruch. Ab Anfang April steht euch dieses Service wieder zur Verfügung.
In unserem Imagefilm und der Infobroschüre erfahren Sie mehr über Ursprung, Aufgaben, Ziele und die Bedeutung des Tiroler Bauernbundes.

Bestellungen unter tbb@tiroler-bauernbund.at bzw. telefonisch unter +43 512 59 900-12
Für Bauernbund-Mitglieder: 20 Euro inkl. Versand | Für alle anderen: 30 Euro exkl. Versand
Die einfache Suche nach Personen, Orten, Dingen und Terminen!
Tiroler Bauernbund · Brixner Straße 1 · 6020 Innsbruck | +43 512 59 900-12 | tbb@tiroler-bauernbund.at
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 8.00 bis 16.00 Uhr und Freitag von 8.00 bis 12.00 Uhr