Die Alm ermöglicht nachhaltige Kreislaufwirtschaft

Das Melkvieh vom Biohof Stemberger weidet auf der Brugger Alm von St. Veit in Defereggen.

12.09.2024

Das Melkvieh von Familie Stemberger darf auf der Alm weiden. (Foto: Biohof Stemberger)


Die Almserie 2024 begann mit einem Ausflug nach Osttirol ins Defereggental. Zum Ende des Almsommers kehren wir noch einmal in dieser Region ein.
Diesmal geht es auf die Brugger Alm bzw. Brugger Alpe von St. Veit in Defereggen. Sie liegt auf 1.818 Meter am Fuß der Weißen Spitze an der Grenze zum Gemeindegebiet St. Jakob und wurde bereits 1597 im „Alpbrief" urkundlich erwähnt.

Verheerende Brände und Lawinen
Landwirt und Chronist Herbert Erlsbacher, der auf der Jausenstation Brugger Alm arbeitet, weiß über ihre Geschichte Näheres zu berichten: „Mit der Einführung des Grundbuchs im Jahr 1907 wurde die Lanknitzen Alpe in drei eigenständige Almen unterteilt: Die Mooserbergalpe, die Brugger Alpe und die Feistritzer Hochalpe. Im September 1913 vernichtete ein Brand alle 17 Alpgebäude auf der Brugger Alm. Danach errichteten nur mehr fünf Höfe eine Almhütte. 1950 erbaute dann der Lippenhof eine Jausenstation, 1958 der Gassenanders Hof eine Almhütte. In den schneereichen Wintern der Jahre 1950 und 1962 wurden jeweils zwei der nunmehr sechs Alphütten von einer Lawine zerstört, eine wurde nicht mehr aufgebaut. Da waren es also wieder nur mehr fünf."

Eine deutliche Reduktion zeigt sich auch bei den Besitzern: Laut Grundbuch wurden im Jahr 1907 auf der Brugger Alpe noch 21 Besitzer verzeichnet, heute ist sie im Besitz einer Agrargemeinschaft von zehn Bauernhöfen, davon wird nur noch vom Biohof Stemberger vulgo „Rauterlis" die Alm mit Milchvieh bestoßen. In diesem Sommer sind es 13 Kühe und vier Kälber, sein Galtvieh ist auf der Mooserbergalm von St. Veit untergebracht. Zusätzlich werden auf der Brugger Alpe ca. 30 Stück Jungvieh gealpt.


Foto links: Margit und Chrysanth kümmern sich auf der Alm um das Vieh. (Foto: Biohof Stemberger) | Foto rechts: Die Brugger Alm auf ihrem idyllischen Hochsitz. (Foto: Chronist H. Erlsbacher)


Biohof Stemberger
Über die ständige Reduktion von Almbewirtschaftern können auch viele andere Almen erzählen, in diesem Fall hat die Geschichte aber einen erfreulichen Anhang: Der rührige Vollerwerbsbauer und Rinderzüchter Bernhard Stemberger ist nämlich sehr froh um die Alm und betreibt mit seiner Familie voller Leidenschaft und mit großem Erfolg Land- und Almwirtschaft. Der Stembergerhof ist seit 150 Jahren in Familienbesitz, 1995 wurde er als Bio-Landwirtschaft zertifiziert. Bernhard und Isabella übernahmen ihn 2009 von Bernhards Eltern Chrysanth und Margit Stemberger, die sich ebenfalls erfolgreich der Rinderzucht widmeten.

Deferegger Qualitätsfleisch OG
Berühmt und in ganz Osttirol erhältlich sind die Stemberger Bio-Eier, für die 1.250 Hühner sorgen. Zum Hof gehört auch eine kleine Molkerei, wo die Milch der eigenen Kühe zu Bio-Käse, Bio-Butter und Bio-Joghurt verarbeitet und direkt ab Hof verkauft wird.

Seit 2022 betreibt Bernhard Stemberger zudem auf seinem Hofareal mit Metzgermeister Ernst Schett, Metzger Georg Senfter und Rinderzüchter Günther Blaßnig einen Schlachthof mit Metzgerei: Die „Deferegger Qualitätsfleisch OG" hat sich mit hochqualitativen Fleisch- und Wurstprodukten als wichtiger Nahversorger in der Region etabliert. Vorwiegend kommt das Vieh von Bernhard Stemberger und Günther Blaßnig zur Schlachtung, bei Bedarf werden Nutztiere aus der Region lebend angekauft.

Die Tiere vom Stemberger-Hof führen ein schönes Leben unter Bio-Standards, im Sommer dürfen sie auf die Alm. Bernhard Stemberger: „Unsere Kühe sind Tag und Nacht vor der Tür und sozusagen Selbstversorger, nur zum Melken kommen sie zweimal täglich für eine halbe Stunde in den Stall. Mit der Almmilch wird auf unserem Hof Bergkäse erzeugt. Und unser Galtvieh sömmert auf der Mooserberg-alm und liefert durch den Almaufenthalt Fleisch von ausgezeichneter Qualität."


Foto links: Nur noch wenige Hütten: Die Brugger Alm in den 1930er Jahren. | Foto rechts: Das alte Gemälde zeigt die Brugger Alm vor dem Brand im Jahr 1913. (Fotos: Chronist H. Erlsbacher)


Kreislauf im Einklang mit der Natur
Zweimal täglich fährt Bernhard auf die Brugger Alm, um seine Eltern Margit und Chrysanth beim Melken zu unterstützen. Die beiden bleiben den Sommer über auf der Alm, hüten die Tiere und sehen nach dem Rechten.

Das Zusammenwirken von Bauernhof mit Rinderzucht, Alm und eigenem Schlachthof ergibt ein wirtschaftliches System, das nachhaltig ineinandergreift – mit großer Achtsamkeit auf das Tierwohl, kurzen Transportwegen und regionaler Wertschöpfung. Bernhard und Isabella Stemberger: „Die Unabhängigkeit von Großkonzernen und die Stärkung der Regionalität ist eine wichtige Motivation für uns. Dazu gehört die Direktvermarktung von qualitätvollen Produkten und dazu gehört auch die Almwirtschaft, denn sie ermöglicht einen Kreislauf, der mit der Natur im Einklang ist und der sowohl unseren Tieren als auch uns Menschen guttut."


ZUSCHRIFTEN:

Irene Prugger freut sich über Rückmeldungen. Bitte per E-Mail an irene.prugger@inter.at
oder auf dem Postweg an die Redaktion der Tiroler Bauernzeitung, Brixner Straße 1, 6020 Innsbruck.

 

 

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