08.08.2024

Die beiden Familien – Stein Olav Fattnes mit seiner Frau Ingvild Hovind links und Johannes Fattnes mit seiner Frau Helene Sejersted Bødtker (rechts) – mit ihren beiden Praktikantinnen Julia Feyersinger (links) und Viktoria Strickner.

Die beiden Betriebe liegen im kleinen Weiler Fattnessvegen mit nur wenigen Einwohnern.
Rund 200 Kilometer nördlich von Stavanger am äußersten Landzipfel zwischen dem Sauda- und Hylsfjord sollte sie der Weg führen, hin zu den beiden benachbarten Familien von Stein, Olav Fattnes mit seiner Frau Ingvild Hovind und Johannes Fattnes mit seiner Frau Helene Sejersted Bødtker. Ein wahrer Glücksgriff, wie sich herausgestellt hat. Wie beide – Julia und Viktoria – anmerken, wurden sie mit offenen Armen bei den Familien empfangen. Man hat quasi Familienanschluss. Täglich haben die beiden Mädchen zudem die Möglichkeit, Neues zu lernen und Aufgaben zu lösen. Beide Familien geben ihnen dabei viel Vertrauen. Julia und Viktoria gehören fast schon zur Familie. Sehr unterschiedlich sind die Betriebe aufgestellt bzw. organisiert in der Viehzucht. Während Stein Olav und Ingvild Mutterkuhhaltung mit 16 Grauviehkühen betreiben, werden bei Johannes und Helene 40 Jerseykühe mit Melkroboter gemolken.
Grauvieh ist im Norden populär
Die Grauviehzucht begannen Stein Olav Fattnes und Ingvild Hovind vor rund 20 Jahren. Am Beginn wurde aus Österreich importiertes Grauviehsperma auf Norwegischem Rotvieh eingekreuzt. Norwegisches Rotvieh ist die weit verbreitete typische Zweinutzungsrasse in Norwegen für Milch und Fleisch. Mittlerweile ist man bereits in der vierten bis fünften Generation Einkreuzung von Grauvieh und damit in der Reinzucht. Aktuell ist Grauvieh eine der populärsten Mutterkuhrassen in Norwegen mit fast 3.000 Grauviehkühen. Neben Grauvieh werden auf dem Betrieb auch noch 70 Mutterschafe gehalten. Ein wichtiges Standbein für den Betrieb ist die Forstwirtschaft, über 100 Hektar Wald werden bewirtschaftet.
Ihr Hobby zum Beruf machte Ingvild. Seit einigen Jahren betreibt sie eine eigene Hofbäckerei, wo sie traditionelle norwegische Brotarten mit ausgesuchten Getreidesorten herstellt.

Grauvieh ist aktuell eine der populärsten Mutterkuhrassen in Norwegen.
Erfolgreicher Jersey-Zuchtbetrieb
Kaum zweihundert Meter Luftlinie entfernt liegt der zweite Praktikumsbetrieb von Julia und Viktoria. Auf dem Hof von Johannes Fattnes und Helene Sejersted Bødtker werden 40 Jerseykühe gemolken. Rund 250.000 kg Milch mit 5,8 Prozent Fett und 4,2 Prozent Eiweiß werden abgeliefert mit einem Preis von 65 Cent. In Norwegen gibt es noch das Quotensystem.
Der Betrieb ist auch ein bekannter Jerseyzuchtbetrieb. Sämtliche Tiere werden SNP-typisiert. Wie auch beim Grauviehbetrieb bei Ingvild, so liegt die züchterische Arbeit hier ebenfalls in weiblicher Hand bei Helene. Aktuell steht eine der am international höchst getesteten Jerseykalbinnen (VJ Giga x VJ Hamlet) am Betrieb.
Helene ist ausgebildete Tierärztin und arbeitete in den vergangenen Jahren für die größte Molkerei des Landes in der Beratung für Tiergesundheit und zur Qualitätssicherung. Heuer erfüllte sie sich ihren großen Lebenswunsch mit der Eröffnung ihrer Gesundheitspraxis mit Akupunktur und Hypnotherapie. Seit 2011 melkt am Betrieb ein Roboter. Diese Investition war für Johannes eine der besten. Dadurch bleibt Zeit für das zweite große Standbein am Betrieb. Rund 7.500 Legehennen in konventioneller Bodenhaltung legen täglich über 7.000 Eier. Dies entspricht einer Legeleistung von über 90 Prozent.
Verschiedene Herausforderungen
Eine besondere Herausforderung für beide Betriebe ist die Bewirtschaftung der Feldfutterflächen. Zehn bzw. 25 Hektar werden gemäht, die restlichen Flächen geweidet. Die Betriebe liegen auf nur 180 Meter Seehöhe. Trotzdem können die Winter sehr kalt werden mit großen Schneemengen. Über 2.000 Millimeter Niederschläge werden jährlich verzeichnet. Im Normalfall sind zwei Schnitte möglich. Vergangenes Jahr und eventuell heuer könnte ein dritter Schnitt möglich sein. In der Feldbearbeitung sind wegen der Nässe leichte Maschinen und Geräte notwendig. Das gesamte Futter wird als Silage geerntet. Heu wäre unmöglich, da es fast jeden Tag mindestens einmal regnet.
Wie Julia und Viktoria zusammenfassend anmerken, sind neben dem vielen Regen auch die langen Tage gewöhnungsbedürftig. So ist es um 24 Uhr noch hell. Damit abfinden muss man sich auch, dass die nächste Lokalität bzw. Disco nicht gleich um die Ecke liegt, so wie bei uns gewohnt. Trotzdem wird es den beiden nicht langweilig. Darum kümmern sich schon ihre Familien, die Julia und Viktoria fest in ihr Herz geschlossen haben.
Julia und Viktoria mit der Mutter (VJ Hamlet) der hoch genomisch typisierten VJ Giga-Tochter.
Den vollen Artikel mit weiteren Fotos finden Sie HIER.
(Fotos und Text: Christian Moser)

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