Almgeschichte FOLGE 3: Die Alm tut unserem Familienleben gut!

Maria Moser startete vor sechs Jahren als „Almneuling“ auf der Brandenberger Baumbachalm.

11.07.2024

Gut behütet und behüttet: Maria mit ihrem jüngsten Sohn Jakob.


Vor sechs Jahren stellte sich Maria Moser (geb. 1981) aus Reith im Alpbachtal beim „Atzlbauer“ in Brandenberg vor, um sich für die ausgeschriebene Stelle als Hirtin und Melkerin auf der Baumbachalm zu bewerben. Ihre Referenzen fasste sie damals eher ungewöhnlich zusammen: „I kunn nix!“ Anna Atzl ließ sich davon nicht beirren, sie erkannte gleich, dass es sich hier um eine tüchtige, patente Frau handelte, die anpacken konnte, und meinte: „Wer nix kann, kann viel lernen!“

Sanftmütige Tiere
Auch Marias Mann Christian, ein Landwirtschaftsexperte, bestärkte sie in ihrem Plan und sah, genau wie sie, die Alm als „Familienlebensprojekt“. Er schenkte ihr sogar einmal zu Weihnachten einen Almwirtschaftskurs. „Diesen konnte ich dann leider aus zeitlichen Gründen nicht einlösen, deshalb war ich wirklich ein blanker Almneuling, als ich mich um die Stelle auf der Baumbachalm bewarb. Wir haben ja selber keinen Hof zuhause und bis dahin hatte ich noch nie eine Kuh gemolken. Als ich dann aber im Stall der Atzls die Kühe sah, merkte ich gleich, dass es ruhige, sanftmütige Tiere sind und ich dachte, ich sehe mich darüber aus.“

Die Natur als Kraftquelle
Und so trat Maria Moser 2019 ihren ersten Sommer auf der Baumbachalm an, als Hüterin und Melkerin von 19 Milchkühen. Ihre vier Kinder waren damals 16 (Lukas), 15 (Eva), zwölf (Simon) und sieben (Jakob) Jahre alt. Alle vier Kinder gingen noch in die Schule, weshalb für die ersten Almwochen Marias Mutter Margret einsprang, um die Familie zu unterstützen. In den Ferien verbrachten die beiden jüngeren Kinder dann viel Zeit bei ihrer Mama auf der Alm. 

Maria Moser: „Diese gemeinsamen Wochen in der Abgeschiedenheit haben uns allen gutgetan. Die Kinder haben gelernt, dass man mit wenig Luxus eine gute Zeit verbringen kann und weil es in den ersten Jahren noch keinen Handyempfang gab, war es auch eine gute Übung, auf Medienkonsum zu verzichten. Vor allem aber war die schöne Natur und die Ruhe, die sie vermittelt, für uns alle eine starke Kraftquelle. Jakob, unser Jüngster, war oft ganz fasziniert, wenn nachts der Regen aufs Blechdach trommelte. Dann fühlte er sich geborgen in der Hütte. Solche Momente kann man nicht erzählen, die muss man selber erleben!“

Die schmucke Baumbachalm vom „Atzlbauer" in Brandenberg.


Viele blaue Flecken
Trotzdem waren die Anfänge für Maria nicht leicht. Schon am zweiten Arbeitstag auf der Alm waren ihre Oberschenkel mit blauen Flecken übersät, weil die Kühe sie an die Tränke drängten, als sie sie für die Nachtweide abhängte. Auch gutmütige Kühe haben eine enorme Kraft und sie hatten es eilig, aus dem Stall zu kommen. Mit der Zeit aber lernte Maria, wie sie sich dabei geschickter anstellte und bei anderen Problemen half ihr der Bauer von der Nachbaralm mit guten Tipps, unter anderem beim Bedienen der Rohrmelkanlage. 

Weil sie zu Beginn die Kühe noch nicht so gut auseinanderhalten konnte, behalf sie sich mit Nummern. „Meine Kinder erkannten die einzelnen Tiere viel schneller als ich. Sie konnten sogar am Glockengebimmel unterscheiden, welche Kuh im Anmarsch war.“

Auch die Kälte machte Maria auf der Alm zu schaffen und abends fiel sie fix und fertig ins Bett. Als sie dann aber Mitte Juli mit den Kühen auf den 20 Kilometer entfernten Hochleger Einkehralm übersiedelte, hatte sie schon alles gut im Griff. „Dennoch ist jeder Tag eine Herausforderung und das ist es auch heute noch, in meinem sechsten Sommer auf der Baumbachalm. Aber die Erfahrung und die Freude an der Tätigkeit helfen dabei, die Aufgaben zu bewältigen.“

Familienlebensprojekt Almsommer
Wenn sich Maria an die Quelle ihrer Almsehnsucht erinnert, kommt sie immer wieder auf ihren Vater zu sprechen, der selber zwar auch keine Alm besaß, aber oft auf Almen gearbeitet hat. „In seinen Erzählungen schwangen so viele schöne Erinnerungen und gute Gefühle mit, dass ich mir immer dachte: Das Almleben muss schön sein! In den letzten Jahren durfte ich selber viele wunderbare Almmomente erleben, dafür bin ich dankbar. Und meiner Familie gefällt es auch noch immer sehr gut hier heroben. Zusammenfassend können wir sagen: Unsere Almsommer sind wirklich ein sehr gelungenes Familienlebensprojekt!“ 

Christian Moser hat darüber ein Buch geschrieben und es wunderbar illustriert. Es heißt: „Familienlebensprojekt Almsommer“, (Verlag story.one). 

         

Foto 1: Verstehen sich gut: Maria und ihre sanftmütigen Kühe. | Foto 2: Das „Familienlebensprojekt Almleben" war Christians Idee. (Alle Fotos: Privat)


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Irene Prugger freut sich über Rückmeldungen. Bitte per E-Mail an irene.prugger@inter.at
oder auf dem Postweg an die Redaktion der Tiroler Bauernzeitung, Brixner Straße 1, 6020 Innsbruck.

 

 

 

 

 

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