120-Jahr-Jubiläum des Tiroler Bauernbundes

Am 5. Juni 1904 wurde der Tiroler Bauernbund von 7.000 Bäuerinnen und Bauern in Sterzing gegründet. Seit damals bestimmen der Südtiroler und der Tiroler Bauernbund die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes maßgeblich mit.

06.06.2024

Zeitzeuge Viktor Peintner, Ortsbauernobfrau Jolanda Hinteregger, Obmann des Südtiroler Bauernbundes Daniel Gasser, Zeitzeugin Kathi Horngacher, Bauernbundobmann LH-Stv. Josef Geisler und Landesobmann der TJB/LJ Christoph Pirnbacher (Foto: TBB)


Zum 120-Jahr-Jubiläum luden die Obmänner LH-Stv. Josef Geisler (Tirol) und Daniel Gasser (Südtirol) zum gemeinsamen Pressegespräch des Tiroler und Südtiroler Bauernbundes nach Sterzing und sprachen mit Zeitzeugen und Wegbegleitern über die Meilensteine seit den Gründungsjahren.

Geschlossenheit über Grenzen hinweg
„Eine Stärke des Tiroler Bauernbundes ist der Zusammenhalt. Nur so gelingt es immer wieder, bäuerlich gesinnte Entscheidungsträger auf allen politischen Ebenen zu haben. Vom Gemeinderat bis hin zum Landwirtschaftsminister haben wir derzeit Menschen, die sich aktiv für die Anliegen unserer heimischen Bergbauernfamilien einsetzen und ganz genau wissen, wo der Schuh drückt“, so Bauernbundobmann LH-Stv. Josef Geisler im Zuge des Pressegesprächs in Sterzing. Er erwähnte in diesem Zusammenhang auch das starke Versammlungswesen, in dessen Zentrum der direkte Austausch mit den Menschen vor Ort steht. Des weiteren die Bauernbund-Urwahl, die durch die basisdemokratischen Wahlen auf Orts-, Gebiets-, Bezirks- und Landesebene die feste und gesunde Wurzel einer erfolgreichen Bauernbundarbeit darstellt, weil somit Menschen in Gremien gewählt werden, welchen Bäuerinnen und Bauern wirklich ihr Vertrauen schenken. „Der Bauernbund hat jedoch von Beginn an auch über den bäuerlichen Tellerrand hinausgeblickt und war von Anfang an auch für die gesamte ländliche Bevölkerung ein Sprachrohr. So sind beispielsweise der Gemeindeverband, die Jungbauernschaft/Landjugend, der Landeskulturfonds und die Sektion Forum Land aus dem Bauernbund heraus entstanden.“

Auch die Zusammenarbeit über die Landesgrenzen hinweg hat sich in der Vergangenheit bewährt. Dazu meinte der Südtiroler Landesobmann Daniel Gasser: „Auch wenn die Gesetzeslagen in Italien und Österreich unterschiedlich sind, so können wir bei vielen bäuerlichen Herausforderungen gemeinsam an Lösungen arbeiten. Vor allem was die Interessen der Berglandwirtschaft in der EU betrifft konnten wir bereits viele gemeinsame Vorstöße machen, deswegen bin ich über die grenzübergreifende Zusammenarbeit sehr froh und dankbar“, so Daniel Gasser, der sich mit seinen Südtiroler Funktionären regelmäßig zu Arbeitssitzungen mit dem Tiroler Bauernbund trifft.

Beide Obmänner sind sich darin einig, dass zukünftig der Zusammenhalt noch wichtiger werden wird. „Es darf nicht passieren, dass wir uns durch Zurufer und Populisten, die mit reißerischen Forderungen und Ansagen die Gunst der Massen gewinnen wollen, auseinanderdividieren lassen. Dann verlieren wir unsere Stärke und müssen hinnehmen, dass Menschen über die Landwirtschaft und ihre Zukunft entscheiden, die überhaupt nichts mit den Bauernfamilien, den Arbeitsabläufen, der Tierhaltung etc. zu tun haben.“

Bauernschaft im Mittelpunkt
Kathi Horngacher, ehemalige Landtagsabgeordnete, Nationalrätin und Landesbäuerin, war als Zeitzeugin in Sterzing dabei. „Im Zentrum unserer Arbeit standen immer die Menschen. Es gab viel zu tun. Besonders wichtig war mir immer die Absicherung der Frau am Hof. Zu der Zeit, als ich in der Politik tätig wurde, gab es für Bäuerinnen keine Pension, kein Kindergeld, keine Karenzansprüche und dabei leisteten ganz viele Frauen unverzichtbare Arbeit in Haus und Hof – in den meisten Fällen ein Leben lang. Hier wurde politisch sehr viel erreicht.“

Der Obmann der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend Christoph Pirnbacher warf einen Blick in die Zukunft. „Bei der Gründung des Bauernbundes vor 120 Jahren waren rund 80 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig, heute sind es gerade einmal noch rund fünf Prozent. Umso wichtiger wird es auch in Zukunft sein, dass wir zusammenhalten und gut organisiert bleiben. Die Aufgaben der Landwirtschaft werden nicht weniger und gewinnen immer mehr an Bedeutung. Die Herausforderungen wachsen und die Wege, die Jungübernehmer einschlagen, sind oftmals neue. Essenzielles Anliegen muss es sein, eine möglichst umfassende Absicherung der Eigenversorgung sicherzustellen. Erst in der Coronapandemie mussten wir alle erkennen, dass zu große Abhängigkeiten von Importlebensmitteln schnell in existenzielle Krisen führen kann. Deswegen braucht es Leute mit Herzblut, Fachwissen und Hausverstand, die mit einer beständigen Wertehaltung auf allen politischen Ebenen mitentscheiden. Sonst werden andere über uns entscheiden, denen die Bauernfamilien und ländliche Bevölkerung fremd sind. Deswegen braucht es den Bauernbund mehr denn je.“

Die Verbundenheit besteht, meinen die beiden Bauernbundobmänner Daniel Gasser (Südtirol) und LH-Stv. Josef Geisler (Nord- und Osttirol). (Foto: TBB)

 

Höhepunkte aus 120 Jahren

      • 1904 Tiroler Bauerntag in Sterzing mit Beschluss zur Gründung des Tiroler Bauernbundes am 5. Juni
      • Die Tiroler Bauernzeitung (gegr. 1902) wird zum Standesorgan des Bauernbundes.
      • Gründungsversammlung im Löwenhaustheater in Innsbruck am 11. Dezember. Josef Schraffl aus Sillian wird zum Obmann gewählt.
      • 1907 Gründung der Tiroler Bauernsparkasse in Innsbruck
      • 1908 Verlegung der Bauernbundkanzlei von Sillian nach Innsbruck
      • 1913 Die Tiroler Bauernzeitung geht in das Eigentum des Tiroler Bauernbundes über.
      • 1917 Bauernbundobmann Josef Schraffl wird Landeshauptmann von Tirol.
      • 1919 Südtiroler Bauern gründen am 23. Dezember den Südtiroler Landwirteverband als Nachfolgeorganisation des Tiroler Bauernbundes. Erster Obmann wird Josef Hölzl aus Untermais.
      • 1922 Josef Schraffl stirbt im Alter von 66 Jahren an einem Schlaganfall. Alois Haueis wird zum Nachfolger gewählt.
      • Ersatz der veralteten arbeitsrechtlichen Vorschriften durch eine neue Dienstbotenordnung und Errichtung einer Landwirtschaftskrankenkasse.
      • 1928 Erwerb des Bauernbundhauses, Brixner Straße 1
      • 1929 Jubiläumsfest zum 25-jährigen Bestehen des Tiroler Bauernbundes in Steinach
      • 1931 Gründung des Tiroler Jungbauernbundes
      • 1936 Auflösung des Tiroler Jungbauernbundes
      • 1938 Liquidierung des Tiroler Bauernbundes und Einstellung der Bauernzeitung nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich.
      • 1945 Wiedergründung des Tiroler Bauernbundes. Obmann wird ÖR Josef Muigg.
      • 1947 Gründung des Tiroler Gemeindeverbandes durch den Tiroler Bauernbund
      • 1948 Gründung der Tiroler Jungbauernschaft 
      • 1948 ÖR Alois Grauß aus Rotholz wird Obmann des Tiroler Bauernbundes; 1951 wird er zum Landeshauptmann von Tirol gewählt.
      • Gründung des Landeskulturfonds als Finanzierungspartner der Tiroler Landwirtschaft, u. a. mit Spendengeldern des Tiroler Bauernbundes
      • 1952 Firstfeier des wiederaufgebauten Bauernbundhauses
      • 1954 50-Jahr-Jubiläum des Tiroler Bauernbundes
      • 1958 Wahl von Eduard Wallnöfer zum Bauernbundobmann
      • 1960 Erweiterungsbau des Schülerheimes des Tiroler Bauernbundes
      • 1963 Eduard Wallnöfer wird zum Landeshauptmann von Tirol gewählt.
      • 1974 Tiroler Landwirtschaftsgesetz (Förderung der Landwirtschaft in Tirol)
      • 1979 Jubiläumsbauernrat 75 Jahre Tiroler Bauernbund
      • 1982 Schaffung des gesetzlichen Mutterschutzes für Bäuerinnen (Betriebshilfegesetz)
      • 1983 Das Schülerheim des Tiroler Bauernbundes wird zum Eduard-Wallnöfer-Heim.
      • 1988 Alt-Landeshauptmann Eduard Wallnöfer tritt nach 30 Jahren als Obmann des Tiroler Bauernbundes zurück. Anton Steixner wird neuer Bauernbundobmann.
      • 1989 Franz Fischler wird österreichischer Landwirtschaftsminister (bis 1995).
      • 1992 Einführung der Bäuerinnenpension
      • 1993 Start der Informationsoffensive zu den EG-Verhandlungen
      • Herausgabe eines gemeinsamen Bauernkalenders durch den Tiroler und Südtiroler Bauernbund
      • 1994 Tiroler Raumordnungsgesetz
      • 1995 EU-Beitritt Österreichs
      • Franz Fischler wird EU-Kommissar für Landwirtschaft.
      • Gründung der Agrarmarketing Tirol
      • 1996 Tiroler Grundverkehrsgesetz
      • 1997 Präsentation von „Drehscheibe Bauernhof“
      • 1998 Großer Festumzug 50 Jahre Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend
      • 2001 Die Bauernbundzeitungen der Bundesländer werden zur Österreichischen Bauernzeitung fusioniert.
      • Gründung der BioAlpin
      • Neugestaltung der EU-Ausgleichszulage zugunsten viehhaltender Grünlandbetriebe mit hoher Erschwernis
      • 2002 Gründung Forum Land 
      • 2004 100-Jahr-Jubiläum des Tiroler Bauernbundes mit Festakten in Sterzing, Sillian und Innsbruck
      • 2006 Tiroler Landwirtschaftskammer- und Landarbeiterkammergesetz
      • 2011 Start der Imagekampagne „Was wäre Tirol ohne Bauern?“
      • 2013 Andrä Rupprechter wird österreichischer Landwirtschaftsminister (bis 2017).
      • 2016 Tiroler Raumordnungsgesetz
      • 2022 Norbert Totschnig wird österreichischer Landwirtschaftsminister.
      • 2023 In Osttirol wird gemäß der fünften Maßnahmenverordnung der erste Wolf erlegt.
      • Gründung „Bauernprodukte GmbH“ 
      • Herkunftskennzeichnung für Zutaten von Speisen in Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung (Großküchen)
      • 2024 Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig stellt Zukunftsbild für Österreichs Landwirtschaft und den ländlichen Raum „Vision 2028+“ vor.

 

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