Obstbau: Vorsichtiger Optimismus trotz schwieriger Bedingungen

Regina Norz, Obfrau von TirolObst, dem Verband der Tiroler Erwerbsobstbauern, zieht eine erste Bilanz für das Obstbaujahr 2024.

02.05.2024

Frau Norz, welche Bilanz können Sie für den Obstbau bis jetzt ziehen?

Es ist ein Wechselbad der Gefühle. Die Nacht von Donnerstag auf Freitag vergangener Woche war bislang am kältesten. Aus einem milden Winter mit wenigen Tagen durchgehendem Frost kommen wir in ein extrem warmes Frühjahr. Bereits um den 31. März gab es im Raum Innsbruck Äpfel-, Birnen-, Zwetschken- und Kirschbäume in beginnender oder voller Blüte. Das sah man früher eher in der zweiten Aprilhälfte. Vor zwei Wochen war Osttirol besonders betroffen, zuletzt war es eher in Nordtirol kälter. Besonders heikel ist die Situation in manchen alpinen Lagen. Das ist teilweise im Tiroler Oberland durch die Seehöhe und Topographie gegeben. Die Vegetation ist bereits sehr weit fortgeschritten. Der plötzliche Wintereinbruch bedeutet Stress für die Bäume.  In einigen Regionen gibt es sichtbare Schäden, das tatsächliche Ausmaß und den Fruchtbehang wird man später endgültig beurteilen können. Andere Regionen sind relativ gut davon gekommen. 

 

Welche Maßnahmen können zum Schutz vor Frost ergriffen werden?

Zum einen hat man die Möglichkeit der Überkronenberegnung, die vor allem bei Apfelbäumen gut funktioniert. Steinobst ist sehr empfindlich und eignet sich daher nur für die Unterkronenberegnung. Die Wirksamkeit ist dadurch natürlich eingeschränkt. Alternativ kann man noch heizen oder überdachen. Diese Methoden sind allerdings nur bedingt geeignet, da sie sehr energieaufwendig und arbeitsintensiv sind.

 

Was erwarten Sie für das restliche Jahr?

Ich hoffe insgesamt auf ein gutes Jahr. Konkret heißt das: Wärmere Temperaturen und einen guten Wachstumsschub im Mai sowie gemäßigte Witterung im weiteren Verlauf. Allerdings kann noch viel passieren. Extremwetterereignisse wie Stürme und Hagel, und damit einhergehend Witterungsschutz, werden zunehmend zum Thema. 

 

Mit welchen veränderten Bedingungen ist der Obstbau in den letzten Jahren konfrontiert?

Tendenziell beginnt die Vegetationsperiode immer früher. Parallel dazu hat sich aber auch der Risikozeitraum für Frostereignisse verlängert. Das Zeitfenster besteht jetzt etwa sechs bis sieben Wochen, von Ende März bis zu den Eisheiligen im Mai. Zudem bleiben Witterungsperioden viel länger hängen. Hitze und Regen halten sich viel länger als früher. Dabei steigt auch die Gefahr von Schadorganismen, egal ob pilzliche oder bakterielle Schaderreger und auch Schadinsekten. Um auf die veränderten Bedingungen zu reagieren, brauchen wir zunehmend wirksame Werkzeuge. Im Bereich der Pflanzenschutzmittel und Wirkstoffe darf es keine weitere Verengung mehr geben. Wir brauchen wieder mehr Wirkstoffgruppen, um Resistenzen vorzubeugen. Der österreichische Obstbau arbeitet verantwortungsvoll und bietet eigentlich keinen Anlass für die extreme Reduktion von Pflanzenschutzmitteln. Das betrifft im Übrigen nicht nur Spezialkulturen, sondern die gesamte Landwirtschaft. Auch die Frage nach der Bewässerung, egal ob bei Trockenheit oder Frostereignissen, wird in Zukunft von Bedeutung sein. Besonders die technische Wasserverfügbarkeit inklusive praxistauglicher Genehmigungsverfahren sind von zentraler Bedeutung. Genauso brauchen wir für empfindliche Kulturen maßgeschneiderte Schutzsysteme, wie Folienüberdachung oder Schutztunnel, neben dem bewährten Hagelnetz. Äußere Umstände wie die aktuelle Kostenstruktur stellen eine zusätzliche Belastung dar. Es herrscht Arbeitskräftemangel und die Lohnnebenkosten sind hoch. Hinzu kommen Importe aus dem Ausland, die nicht nach den gleichen hohen Qualitätsstandards produziert werden müssen. Alle diese Faktoren setzen die heimische Obstproduktion zunehmend unter Druck.

(Foto: Privat)

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