Graues Blut in den Adern

Der Hof der Familie Nigg am Kaunerberg hat sich seit Generationen auf die Zucht von Tiroler Grauvieh spezialisiert. Für Hofübernehmer Simon Nigg steht das Wohlergehen der Tiere an erster Stelle. Es sei für ihn eine Ehre, beim 100-Jahr-Jubiläum dabei sein zu dürfen.

25.04.2024

Hofübernehmer Simon Nigg mit Kuh Walburga. (Foto: Rinderzucht Tirol)


Als einer der größten Grauviehzuchtbetriebe im Gebiet rund um den Kaunerberg präsentiert sich der Hof der Familie Nigg. Elf Melkkühe, der Zuchtstier Herminator des Viehzuchtvereins Kaunerberg und 16 Stück Jungvieh aus eigener Nachzucht leben am Bio-Betrieb. Die Sommermonate verbringen sie auf der Alm, wo sie laut Hofübernehmer Simon Nigg auch hingehören: „Das Tiroler Grauvieh ist ideal für unser Gebiet geeignet. Wir befinden uns in keiner Gunstlage, sondern in steilem und kargem Gebiet, wo das Vieh robust, genügsam und trittsicher sein muss."
Gemeinsam mit Vater Josef, Mutter Christine und seinen Brüdern bewirtschaftet der 26-Jährige zehn Hektar zweischnittiges Grünland. Dass die Familie zusammenhilft, weiß er sehr zu schätzen. Gerade im Winter, denn während der kalten Jahreszeit ist Simon als staatlicher Skilehrer und -führer tätig, wie schon sein Vater vor ihm.

Die Milch liefert Familie Nigg an Tirol Milch, doch die größte Energie fließt in die Zucht. Die Leidenschaft dafür lebte bereits sein Großvater und hat sie über die Generationen weitervererbt, sagt Simon Nigg. Seit mindestens 150 Jahren befindet sich der Hof in Familienbesitz. „Und soweit wir zurückdenken können, gab es bei uns immer schon Grauvieh", zeigt er sich stolz. Der Kaunerberger selbst war seit seiner frühen Kindheit Mitglied bei den „Youngsters" und dem Grauvieh-Jungzüchterverein „Edelweißgraue".

Foto links: Die Jungstiere Amadeus und Seppl werden voraussichtlich im Herbst als Zuchtstiere versteigert. | Foto rechts: „Da möchte man gerne Kuh sein", schmunzelt Simon Nigg. (Fotos: Bauernzeitung)


Tierwohl hängt nicht an Haltungsform
Ein Blick in den Stall: Bereits 2003 baute Vater Josef den Anbindestall am Hof in einen Laufstall um. Damals wurde Josef Nigg dafür kritisch beäugt, bald aber stellte sich die Entscheidung als visionär heraus. Während Sohn Simon sehr zufrieden mit dem Laufstall inklusive moderner Melkanlage ist, missbilligt er die Diskussion rund um die Haltungsformen als Argument für Tierwohl. „Ich bin überzeugt, dass es jedem Rind bei uns in Tirol in Anbinde- und Kombihaltung besser geht als dem Vieh, das in Massentierhaltung im Laufstall gehalten wird." Zum Tierwohl gehöre mehr als nur der Stall. „Man muss seine Tiere kennen und sich mit ihnen beschäftigen. Mit einer halben Stunde im Stall ist das noch nicht getan", meint Nigg. Ein Vorteil, den er am Laufstall schätzt, ist die frühzeitige Brunsterkennung. 2019 gewann Familie Nigg den Tierwohlpreis der LK Tirol in der Region West.

Drei glückliche „alte Ladies"
Es sei jedem Bauern das größte Anliegen, dass es seinem Vieh gut geht – nicht nur, weil einem das Tier am Herzen liegt, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht. „Glückliche Kühe werden meiner Erfahrung nach älter und sind gesünder, was sich auch in der Fruchtbarkeit zeigt." Den Beweis dafür erbringen die drei „alten Ladies" des Hofs. Trixi und Winny tragen bereits ihre elften Kälber, Tamara sogar schon ihr zwölftes. Winny wird an der KUISA am Wochenende vorgeführt.

Foto links: Die „alten Ladies" Trixi und Winny | Foto mitte: Die perfekte Grauvieh-Kuh muss für Simon Nigg von Kopf bis Euter ins Auge stechen. Diese Kriterien erfüllt für ihn seine Winny. | Foto rechts: 2003 wurde eine moderne Melkanlage eingebaut. (Fotos: Bauernzeitung)


Eine frühe Bescherung für Grauviehzüchter
„Es ist eine Ehre, beim 100-Jahr-Jubiläum der Grauviehzucht dabei sein zu können", schätzt sich Simon Nigg glücklich, die für ihn schönste Rinderrasse bald gebührend feiern zu können – und hofft auf viele weitere Jahrzehnte Grauviehzucht.

Familie Nigg wird an der KUISA 2024 mit fünf Kühen und dem Vereinszuchtstier teilnehmen. „Für mich sind Ausstellungen das Schönste, sie erfüllen mich mit Dankbarkeit und Freude – fast zu vergleichen mit Weihnachten. Man kann seine Zuchterfolge präsentieren und bekommt viel Motivation mit. Hier zeigt sich: Ohne Fleiß kein Preis."

 


 

Hans Pittl: „Das Grauvieh gehört zum Tiroler Kulturgut"

Stolz auf das 100-Jahr-Jubiläum des Tiroler Grauviehzuchtverbandes zeigt sich Landesobmann Hans Pittl aus Ladis. „Seit der Gründung im Jahr 1924 im Bezirk Landeck erlebte der Grauviehzuchtverband so einige Meilensteine. Der wichtigste war wohl die Denkschrift der organisierten Grauviehzucht nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Gründungsväter haben auf die Reinheit der Rasse bestanden und sich trotz häufiger Diskussionen gegen die Einkreuzung anderer Rassen gestellt. Nach dem Zuchtprogramm von Professor Pirchner wurde die Genetik der Rasse so gestärkt und hat das Grauvieh zu dem gemacht, was es heute ist: eine robuste Zweinutzungsrasse, perfekt angepasst an die Tiroler Berglandwirtschaft. Vor allem in diesen Zeiten wurde die Sinnhaftigkeit der Tiroler Grauviehzucht oft hinterfragt. Unseren Vorgängern ist es zu verdanken, dass wir die Grauvieh-Kuh auch heute, nach 100 Jahren, noch feiern dürfen." Für die Züchter stecken große Emotionen hinter der Gauviehzucht, erklärt Pittl: „Für mich gehört das Grauvieh einfach zum Tiroler Kulturgut."

Im Foto: Grauvieh-Obmann Hans Pittl (re.) mit Sohn Andreas (Foto: Bauernzeitung)

 


 

Sandro Gstrein: „‚Graue' sind eine Lebenseinstellung"

Man muss ein Idealist sein, um Grauvieh zu halten, meint ARGE Tiroler Grauvieh-Zuchtführer Sandro Gstrein: „Die emotionale Verbundenheit der Züchter mit ihrem Vieh und ihr Engagement sind für mich etwas ganz Besonderes. Ebenso besonders wie das Grauvieh – es ist bestens für die Alm und die hochgelegenen Weiden geeignet und als Zweinutzungsrasse für die traditionelle Bewirtschaftung ideal." Es werde viel Arbeit in das Zuchtprogramm gelegt. „Um die Genetik bestmöglich zu fördern, werden beispielsweise die Zuchtstiere alle zwei Jahre ausgewechselt. So wird die Qualität laufend gesteigert. Seit 100 Jahren ist es durch die strenge Einhaltung der Zuchtziele gelungen, die Merkmale des Grauvieh-Rinds zu erhalten."
Bei der KUISA 2024 am Wochenende werde sich die Leidenschaft der Züchter wieder zeigen, so Gstrein: „Zur Bundesgrauviehschau sind über 550 Stück Grauvieh gemeldet. Besonders freuen wir uns über 120 angemeldete Jungzüchter und 60 ‚Youngsters'. Wir bemerken allgemein ein gestiegenes Interesse der jungen Generation am Grauvieh – ein gutes Zeichen für die Zukunft."

 


 

KUISA 2024 – Bundesgrauviehschau

Die ARGE Tiroler Grauvieh freut sich, alle Interessierten zu dieser Veranstaltung im Agrarzentrum West in Imst (Brennbichl 53) einzuladen. Jeder ist herzlich willkommen!

 


 

 

 

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