ALMGESCHICHTEN FOLGE 5: Eine beschauliche Roas mit der Goaß

Helga Hager von der Valser Nockeralm hat viele Ideen für ein kreatives Almleben.

24.08.2023

Helga Hager mit ihren geliebten Ziegen. (Foto: TVB Wipptal)


Meistens packe ich Jause und Getränke in den Rucksack, wenn es almwärts geht, diesmal aber hatte ich Bücher im Gepäck. Im Rahmen einer Lesung durfte ich Mitte Juli „Helgas Alm" – die Nocker-alm im Valsertal – kennenlernen. Wunderschön am Talende des Valsertals gelegen ist die weitgehend ursprünglich belassene, 300 Jahre alte Almhütte mit den saftigen, aber steilen Weiden ringsherum, schon seit vielen Jahren das Sommerrefugium für Helga Hager und ihre Ziegen. Helga, eine ausgebildete und inzwischen pensionierte Gastronomiefachfrau und Diplom-Sommeliére, arbeitete bereits ab dem Alter von 16 Jahren mehrere Jahre auf der sogenannten „Peters Kaser" ihrer Familie als selbstständige Sennerin. Danach wurde die Kaser 25 Jahre nicht bewirtschaftet, bis Helga 2011 wieder einstieg – mit großer Leidenschaft und vielen guten Ideen.

Schule der Alm im Valsertal
Mittlerweile ist ihre Alm weitum bekannt als „Helgas Alm", die aufgrund vieler origineller Initiativen auch das Interesse namhafter ausländischer Medien weckt. So gründete sie 2016 gemeinsam mit dem Journalisten und Regionalentwickler Werner Kräutler und ihrer Familie die „Schule der Alm im Valsertal". Die Idee, sagen die beiden, war so einfach wie naheliegend: „Es herrscht allerorts auf den Almen Personalmangel. Weshalb sollten nicht naturbegeisterte Urlauber die Möglichkeit haben, unseren Berg- und Almbauern bei ihrer harten Arbeit unter die Arme zu greifen?" Die wissbegierigen „Lehrlinge", die aus unterschiedlichen Berufen und Gegenden kommen, werden vielfach eingesetzt und unterrichtet: im Mauerbau ohne Zement, beim Kräutersammeln, bei der Heumahd mit der Sense im steilen Gelände, beim Schwenden und Waale pflegen. Das ist anstrengend, aber abends haben sie einen erfüllten Tag hinter sich und sind oft selber erstaunt, wie Arbeit, Urlaub, Bewegung in freier Natur, Wissensvermittlung und Geselligkeit sinnvoll und befriedigend zusammenwirken können.

Foto links: Helgas Hütte steht ganz oben links. | Foto rechts: Mit diesem Wegweiser kann man das Ziel nicht verpassen. (Fotos: Irene Prugger)


Die Ziegen-Helga
Als Helga Hager 2011 die Alm ihrer Familie wieder übernahm, überließ sie nichts dem Zufall, sondern überlegte sich, wie die Alm wirtschaftlich geführt werden könnte. Sie absolvierte die Almführerausbildung, ließ sich zur Natur- und Landschaftsführerin und zur Tiroler Bergwanderführerin ausbilden. Statt für Kühe entschied sie sich für Ziegen. Sie startete mit fünf Ziegen und errichtete eine kleine Milchverarbeitungs-Kammer, wo sie bis heute Ziegenfrischkäse nach französischem Vorbild herstellt. Die Fähigkeit dazu eignete sie sich auf diversen Kursen in Rotholz und in Hohenheim bei Stuttgart an.

Mittlerweile besitzt Helga vierzehn Valserschecken, die beliebter Mittelpunkt bei ihren geführten Almwanderungen sind, mit denen sie 2013 in Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Wipptal begann. Bei den Almwanderungen vermittelt sie den Sommergästen nicht nur die Schönheit der urtümlichen Landschaft im Valsertal, sondern auch die Zusammenhänge zwischen Almwirtschaft, kulturellem Erbe und Sicherung des Lebensraumes. Helga Hager: „Unsere Gäste sollen nicht nur die Idylle sehen, sondern auch erkennen, welche Herausforderungen und Schwierigkeiten die Almwirtschaft mit sich bringt und welch unverzichtbaren Nutzen eine funktionierende Berglandwirtschaft für uns alle hat."

Eindrücke vor Ort
Wenn sie zu einer „Roas mit der Goaß" einlädt, ist das immer ein ganz besonderes Erlebnis, das aber nichts mit einem Streichelzoo gemeinsam hat, denn es wird dabei auch engagierte Kulturvermittlung betrieben. „Wir erkunden bei den Ausflügen die Lieblingsplätze dieser intelligenten Tiere auf den Bergmähdern und Weiden, wobei die schwierige Bewirtschaftung der steilen Berglandschaft immer ein wichtiges Thema ist."

Helgas Ziegenfrischkäse schmeckt nach einem solchen Ausflug noch einmal so gut, aber auch die Achtung vor den Almbewirtschaftern steigt bei den Gästen. Helga Hager: „So schön und oft auch fundiert die vielen Almbeiträge in den Medien sind – einen realitätsnahen Eindruck bekommt man erst, wenn man selber vor Ort ist. Wenn ich Wein bestelle, schaue ich mir auch die Weingüter an, damit ich weiß, woher der Wein kommt und wie und von wem er produziert wird. Nur mit diesem echten Interesse aneinander können wir ein besseres Verständnis für andere Lebens- und Arbeitswelten aufbringen."


ZUSCHRIFTEN:

Irene Prugger freut sich über Rückmeldungen.
Bitte per Mail an: irene.prugger@inode.at oder auf dem Postweg an die Redaktion der Tiroler Bauernzeitung, Brixner Straße 1, 6020 Innsbruck
(Foto: Privat)


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