ALMGESCHICHTEN FOLGE 4: Hier trifft Almleidenschaft auf Familiensinn

Die Falzthurn Alpe von Eben am Achensee wird von fünf almbegeisterten Familien bewirtschaftet.

10.08.2023

Das weitläufige Almgebiet eignet sich für Koppelwirtschaft. (Alle Fotos: Agrargemeinschaft Falzthurn/Rendl)


Viele Wanderer, Ausflügler und Biker, die von Pertisau zur Gramaialm unterwegs sind, wissen oft gar nicht, dass es sich hier um ein uraltes Almgebiet handelt. Die Ursprünge der Falzthurn Alpe (1.089 m) im westlich vom Achensee gelegenen Falzthurntal im Karwendel reichen zurück bis ins 17. Jahrhundert. Sie gehörte damals einem Besitzer aus Eben am Achensee. Zu diesem Gemeindegebiet gehört die Alm auch heute noch.

Fünf Bauernfamilien bilden die Agrargemeinschaft Falzthurn. Ihre 102 Grasrechte werden auch in diesem Sommer wieder voll genutzt – mit 66 Milchkühen, der Rest sind Rinder und Kälber. Drei der fünf Bauern treiben noch selber auf, zwei haben ihre Rechte verpachtet.

Bauernfamilie Rendl aus Reith im Alpbachtal kann stolz auf mehrere Generationen der Almbewirtschaftung zurückverweisen. „Bereits 1819 stand der Name Rendl auf dem First des Almstalls“, erzählt Johann Rendl, der von 1993 bis 2019 Almobmann war, bevor er diese Funktion seinem Sohn Johann Rendl jun. übergab. Vater und Sohn waren schon als Buben oft auf der Falzthurn Alpe. Eine der Hauptaufgaben von Johann (sen.) war es damals, das Essen auf den Hochleger Dristl Alm zu bringen. Später bewirtschaftete er 34 Jahre lang mit seiner Frau Frieda die alte Sennhütte, kümmerte sich um das Vieh, die Weide und die Milch. Leider hatte Frieda im heurigen Sommer eine Operation am Bein, weshalb die Besuche auf der Alm auch für Johann nun selten geworden sind.

  
Die langjährigen Almbewirtschafter Frieda und Johann Rendl.           Schmucke kleine Hütten prägen das Almbild.


Freude der Milchwagenfahrer
Aber von der Alm erzählt er noch immer gern, von den Freuden und Schwierigkeiten, vom Zusammenhalt unter den Almbauern. Dieser Zusammenhalt war besonders notwendig, als die Alm im Jahr 2001 elektrifiziert wurde. Wobei es auf der Alm wohl besser sei, wenn der Sommer relativ ereignislos verlaufe, meint Johann. „Wenn Ereignisse lange in Erinnerung bleiben, waren sie meistens negativ – so wie vor zehn Jahren, als ein Blitz gleich drei Kühe auf einmal erschlagen hat.“ Schwierigkeiten machte früher auch der Falzthurnbach, weil er in seinen temperamentvollen Phasen viel Almfläche wegspülte, aber inzwischen wurde ein stabiler Hochwasserschutz gebaut.

Noch nicht ganz im Griff hat man die Radler und Biker, die mit rasanter Geschwindigkeit auf der gut ausgebauten Mautstraße zwischen Weide und Stall dahinflitzen, sodass immer wieder Unfälle passieren. Für die Erreichbarkeit der Alm ist die Straße jedoch optimal, die Milchwagenfahrer freuen sich immer über die bequeme Anfahrt. Und auch für die Jausenstation Falzthurn, die ein Mitglied der Agrargemeinschaft betreibt, ist sie von Vorteil. 

Praktische Koppelwirtschaft
Die Kühe werden auf der Falzthurn Alpe in Koppelwirtschaft gehalten, das ergibt zwar Mehrarbeit mit dem ständigen Zäune versetzen, dafür können sie im Gebiet bleiben und bekommen trotzdem immer frische Gräser. Sogar für einen fünf Hektar großen Anger mit Sommerheu ist noch Platz. Das Jungvieh allerdings wird von Juli bis Ende August auf den Hochleger Dristl Alm getrieben. Da heißt es dann „die Füße in die Hand nehmen“, denn dort hinauf gibt es keine Straße, eine Stunde ist man zu Fuß unterwegs und muss alles, was man zur Verpflegung braucht, in den Rucksack packen und schleppen. 

Begehrter Job auf der Hochalm
Das ist mühsam, aber dennoch ein Privileg. Der Hirtenjob auf der Dristl Alm ist bei den jungen Schwägern und Neffen der Almbewirtschafterfamilien sehr beliebt. Da oben funktioniert kein Handy, man ist mit sich, der Natur und den Tieren allein und wer das einmal ausprobiert hat, möchte es wieder erleben, obwohl es in den 14 Tagen, bis die Ablöse kommt, oft kalte Zeiten durchzustehen gibt und auch schwere Arbeit wie Holzhacken geleistet werden muss. „Für uns ist das eine Auszeit, die wir nicht missen möchten“, sagen die Hochalmhirten. Kaum dass sie ihren Dienst beendet haben, melden sie sich meistens schon wieder für den nächsten Sommer an.  

Vielleicht ist es auch diese Almbegeisterung der jüngeren Generation, die Johann Rendl (sen.) bezüglich Zukunft der Almen zuversichtlich macht: „Es ist zwar ein seltsames Gefühl, zu sehen, wie sich allgemein die Land- und Almwirtschaft entwickelt und oft gar nicht mehr geschätzt wird oder wegen mangelnder Rentabilität aufgelassen werden muss. Aber ich glaube, eine Alm wie unsere wird immer ihren Wert behalten, es wird immer Bauern geben, die sie wertschätzen und pflegen und auch unsere Nachkommen werden weiterhin ihre Freude daran haben!“


ZUSCHRIFTEN:

Irene Prugger freut sich über Rückmeldungen.
Bitte per Mail an: irene.prugger@inode.at oder auf dem Postweg an die Redaktion der Tiroler Bauernzeitung, Brixner Straße 1, 6020 Innsbruck
(Foto: Privat)


 
 

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