Wertschätzung für Almwirtschaft erhalten

Der Startschuss für die heurige Almsaison ist bereits gefallen. Ökonomierat Elmar Monz ist seit diesem Jahr der neue Obmann des Tiroler Almwirtschaftsvereins. Im Gespräch mit der Bauernzeitung spricht er über aktuelle Herausforderungen der Almwirtschaft.

08.06.2023

Die Bestoßung der Almen ist Grund-voraussetzung für eine intakte Berglandwirtschaft. (Foto 1: Hans und Christa Ede – stock.adobe.com | Foto 2: Privat)


Die heurige Almsaison ist bereits in vollem Gange. Mit welchen Herausforderungen ist die Almwirtschaft in diesem Jahr konfrontiert?

MONZ: Die größte Gefahr für die Almwirtschaft sind zur Zeit die großen Beutegreifer. Im Außerfern haben wir in dieser Saison bereits 22 Schafsrisse durch Wolf und Bär und weitere 16 vermisste Schafe zu verzeichnen. Das Ergebnis war dann ein vorzeitiger Almabtrieb. Bei der Entnahme von problematischen Großraubtieren müssen wir mit Unterstützung der Jägerschaft schnell ins Handeln kommen. Ansonsten werden unsere Almen nicht mehr bestoßen und wertvolles Kulturgut, von dem wir alle profitieren, geht verloren. Das kann niemand wollen.

Dazu wird es immer schwieriger, geschultes und erfahrenes Almpersonal zu gewinnen. Das ist zum Teil auch auf Rissgeschehen zurückzuführen. Wenn man auf einer Alm arbeitet, dann baut man auch eine Beziehung zum Vieh und zum Land auf. Das extreme Tierleid, mit dem man nach einem Angriff von Großraubtieren konfrontiert wird, setzt dem Personal zu. Mit diesen verstörenden Bildern muss man erst einmal fertig werden. Auch die steigenden Personalkosten sind nicht zu unterschätzen, wenn wir eine artgerechte Berglandwirtschaft mit Blick auf das Tierwohl erhalten wollen.

Ein weiterer Punkt ist das Meldesystem für Schafe und Ziegen. In der jetzigen Form stellt das einen erheblichen Zeit- und Arbeitsaufwand für den Tierhalter dar. Zur Zeit muss jedes Tier einzeln von der Alm ab- bzw. am Hof wieder angemeldet werden. Eine Erleichterung in Richtung der Rinderdatenbank wäre hier wünschenswert.

Was sind Ihre Erwartungen für diesen Almsommer?
MONZ: Grundvoraussetzung für eine intakte Berglandwirtschaft ist die Bestoßung der Almen. Neben Pflege und Erhalt der Kulturlandschaft bedeutet das vor allem die Produktion von einzigartigen, qualitativ hochwertigen Lebensmitteln. Unsere authentischen, ehrlichen Produkte genießen bei Konsumenten zu Recht einen guten Ruf. Ich hoffe, dass diese Wertschätzung auch in Zukunft erhalten bleibt.

Stichwort „Kuhattacke": Die vermehrte Freizeitnutzung auf Almen führt immer wieder zu Interessenskonflikten. Wie gestaltet sich die Situation derzeit?

MONZ: Bisher sind mir keine gröberen Vorfälle bekannt. Dieses Thema hat aber in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen, da vor allem der Sommertourismus zunimmt. Am wichtigsten ist hier das Miteinander aller Betroffenen, egal ob Landwirt, Freizeitnutzer, Gemeinde oder Tourismusverband.

Für Wanderer sind die vorgesehenen Routen sehr gut gekennzeichnet. Ansonsten werden auch vermehrt Warnschilder angebracht, die zu bedachtem Verhalten mit Weidevieh aufrufen. Auch die Mountainbikerouten sind klar definiert, und es gibt relativ selten Fälle von freiem Fahren. Grundsätzlich gilt: An Richtlinien und Wege halten, dann funktioniert die Freizeitnutzung unserer Almen auch meist problemlos.

Trotzdem sollte man das Thema nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es ist ein stetiger Lernprozess und ein ständiges Verbessern. Dazu gibt es von verschiedenen Seiten bereits gute Ansätze, um Menschen über das richtige Verhalten auf der Alm zu informieren und sensibilisieren.

Vielen Dank für das Gespräch!


TIROLER ALMEN

Auf rund 2.100 Almen werden ca. 380.000 ha bewirtschaftet. Dort verbringen wiederum etwa 100.000 Großvieheinheiten von 10.000 unterschiedlichen Auftreibern ihren Sommer. Es gibt in Tirol an die 830 Galtviehalmen, 265 reine Melkalmen, 20 Pferdealmen, 75 Schafalmen, 2 Ziegenalmen und 890 sogenannte „gemischte Almen". Ca. 3.100 Hirten erledigen die täglichen Arbeiten auf den Almen Tirols.


 

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