14.03.2024

Der Aufenthalt im Stall aktiviert das Enzym A 20, welches allergische Reaktionen verhindert. (Foto: Stefano – stock.adobe.com)
Der Übergang von einer verstopften Nase im Zuge einer Erkältung hin zu tränenden Augen aufgrund von Heuschnupfen ist oft fließend. Wer allergisch auf Erle und Hasel reagiert, bekommt momentan die Auswirkungen der wärmeren Jahreszeit voll zu spüren. Symptome wie Niesreiz, gerötete Augen, Atembeschwerden und Hautausschläge betreffen rund eine Million Österreicherinnen und Österreicher.
Der Begriff „Heuschnupfen" entstammt der Umgangssprache und meint eine allergische Reaktion auf unterschiedliche Pflanzenpollen. Momentan blühen bereits Hasel, Erle und Birke. Im Mai folgen Gräser und Getriede wie der Roggen. Je nachdem, auf welche Pollen man allergisch reagiert, kann sich die Heuschnupfen-Saison bis in den Herbst hinein ziehen. Den Abschluss bilden der Beifuß und das Ragweed (Traubenkraut).
Bauernhofeffekt
Das Leben am Land bietet viele gesundheitliche Vorteile. Die frische Landluft und die viele Bewegung sorgen für ein kräftiges Immunsystem. Forscher haben außerdem herausgefunden, dass Kinder, die am Bauernhof leben, seltener Allergien bekommen. Grund dafür ist, dass diese Kinder bereits früh und oft Kontakt mit Staub und Schmutz haben. Neben anderen Partikeln enthält der Stallstaub verschiedene sogenannte Endotoxine, also stabile Bestandteile der äußeren Zellmembran von Bakterien. Diese Endotoxine werden vom Menschen über die Schleimhäute aufgenommen, wodurch sie unterschiedliche Vorgänge im Körper auslösen.
Endotoxine und Enzyme
Forschende der Universität Gent in Belgien und der Ludwig-Maximilians-Universität in München haben den Bauernhofeffekt an Mäusen untersucht. Den Tieren wurden zwei Wochen lang täglich Endotoxine in niedrigen Dosen verabreicht. Diese Mäuse zeigten im Anschluss an diese Behandlung keine Reaktion auf den Kontakt mit Hausstaubmilben. Eine unbehandelte Kontrollgruppe reagierte allerdings allergisch auf die Milben.
Mitentscheidend für die Entwicklung einer Allergie ist das Enzym A 20. Dieses findet man in der Schleimhaut. Aktiviert wird es durch das Einatmen von Endotoxinen, wie es im Stall ständig passiert. Je aktiver dieses Enzym A 20 ist, umso unwahrscheinlicher ist es, dass eine allergische Reaktion ausgelöst wird. Im Wissenschaftsmagazin Science berichten beteiligte Forscher von Experimenten mit menschlichen Zellkulturen. Diese Versuche hätten belegt, dass die „gesamte Entzündungskaskade, die zu allergischem Asthma führt, nicht mehr abrollen kann, wenn A 20 aktiviert ist."
Lutschtabletten aus Rohmilch
Wiener Forscher fanden einen weiteren Stoff, der Allergien verhindern kann, das Beta-Lactoglobulin (BLG). Dieser Milch-Eiweißstoff, den Kühe und Stiere im Urin abgeben, verbreitet sich mit dem Stallstaub und bildet eine „Allergie-Schutzglocke" mit 300 Meter Radius um jeden Rinderstall, erklären Forscher im Fachjournal „Clinical and Translational Allergy". Auch das Trinken von unverarbeiteter natürlicher Rohmilch von Kühen kann das Allergierisiko senken. In Versuchen mit Mäusen konnten Forscher zeigen, dass das Protein BLG tatsächlich eine allergische Immunantwort verhindern kann. „Normaler" Kuhstallstaub mit BLG unterdrückte bei den Nagern allergische Reaktionen gegen Birkenpollen, BLG-freier Staub hatte allerdings keine Schutzwirkung. Inzwischen gibt es bereits Lutschtabletten, welche das Protein Beta-Lactoglobulin enthalten und zum Diätmanagement bei Heuschnupfen eingesetzt werden.
Verschnaufpausen werden kürzer
Als Folge des Klimawandels verlängert sich der Zeitraum des Pollenfluges erheblich. Die Wintermonate, welche als Verschnaufpause für Allergiker gelten, werden immer kürzer. Negativ wirkt sich außerdem die erhöhte Schadstoffbelastung aus. Vor allem in Städten konnte beobachtet werden, dass Pflanzen durch erhöhte Schadstoffkonzentrationen gestresst werden, dieser Stress wiederum führt zu einer erhöhten Pollenproduktion.
BEHANDLUNG VON ALLERGIEN
Die Behandlung von Allergien ruht auf drei Säulen, welche im besten Fall kombiniert werden.
In erster Instanz wird ermpfohlen, das Allergen zu meiden. Nachdem dies nicht immer so leicht möglich ist, greift man im nächsten Schritt zu einer medikamentösen Therapie. Dabei steht die Unterdrückung bzw. Linderung von allergischen Reaktionen im Vordergrund. Das funktioniert mit antiallergischen Medikamenten – Antihistaminika – oder anderen Behandlungen. Hierbei gibt es eine große Fülle an rezeptfreien Behandlungsoptionen. Wer sich dazu entschließt, sollte sich auf jeden Fall fachkundig beraten lassen, um eine individuelle Abstimmung zu finden. Die Wirkung von Antiallergika ist effektiver, wenn bereits zu Beginn der Heuschnupfen-Saison eine regelmäßige Einnahme praktiziert wird. Werden beispielsweise bei einer Pollenallergie rechtzeitig Gegenmaßnahmen gesetzt, können die durch Histamin verursachten Symptome weitgehend unter Kontrolle gebracht werden.
Einen Versuch wert ist auch die Hyposensibilisierung, bei welcher der Körper gezielt mit dem auslösenden Allergen konfrontiert wird. So lernt der Körper, dass die überschießende Reaktion auf den allergieauslösenden Stoff nicht notwendig ist. Der Körper soll sich im Zuge der Hyposensibilisierung an das Allergen gewöhnen und die Schwelle für eine Immunantwort immer höher ansetzen. Im Prinzip funktioniert diese Hyposensibilisierung wie eine Impfung.
DEFINITION
Eine Allergie ist eine übermäßige Reaktion des Immunsystems auf an und für sich harmlose Umweltstoffe. Menschen reagieren z. B. allergisch auf Blüten- und Gräserpollen, Tierspeichel und Hautschuppen, Hausstaubmilben und deren Kot, Insektengift oder Pilzsporen. Bei Kontakt mit diesen sogenannten Allergenen oder Antigenen reagiert das Immunsystem mit der Ausschüttung von Histamin, welches die typischen Reaktionen hervorruft.

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