Regionale Bewirtschaftung absichern statt Importe aus Südamerika forcieren

Norbert Totschnig, Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, im Interview mit der Tiroler BauernZeitung über die Bedeutung der Berglandwirtschaft, das weitere Vorgehen in Sachen Wolf, die verpflichtende Lebensmittelkennzeichnung und weshalb das Mercosur-Abkommen mit der heimischen Landwirtschaft nicht zu vereinbaren ist.

16.03.2023

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig: „In Europa schrauben wir unsere Produktionsstandards massiv nach oben und gleichzeitig sollen Lebensmittel aus Südamerika ohne diese höheren Standards importiert werden. Das passt nicht zusammen." (Foto: BML/Gruber)


Die heimische Berglandwirtschaft sieht sich mit großen Herausforderungen konfrontiert. Was sind konkrete Maßnahmen, die auf Bundesebene gesetzt werden, um eine Chancengerechtigkeit für Bauernfamilien im Berggebiet zu erreichen?

TOTSCHNIG: Die Bergbäuerinnen und -bauern und die Almwirtschaft haben eine zentrale Bedeutung für unser Land und für mich. Sie arbeiten unter schweren Bedingungen, produzieren hochqualitative Produkte und sorgen für unsere schöne Kulturlandschaft. Deshalb sind mir bestmögliche Rahmenbedingungen für unsere Bergbäuerinnen und -bauern ein persönlich großes Anliegen.

Gerade in den aktuell herausfordernden Zeiten ist es wichtig, Planbarkeit und Orientierung zu geben – diese gibt es nun mit der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik für die nächsten Jahre. Gerade die Bergbauern- und Almförderung, aber auch die verschiedenen Angebote in Richtung Investförderung und Diversifizierung helfen unseren bäuerlichen Familienbetrieben. Daneben haben wir mit dem Versorgungssicherungs-Paket und dem Stromkostenzuschuss unbürokratische und zielgerichtete Unterstützungen auf den Weg gebracht – insbesondere vor dem Hintergrund gestiegener Energie- und Betriebsmittelpreise.

Sie haben bereits wertvolle Vorstöße auf Bundes- und EU-Ebene gesetzt, um zu einer praktikablen Entnahme von Wölfen zu kommen. Auch mehrere Bundesländer haben die rechtlichen Rahmen der jeweiligen Landesgesetze ausgeschöpft. In welche Richtung geht es für Sie in Sachen Wolf weiter?

TOTSCHNIG: Erklärtes Ziel ist es, die landwirtschaftliche Produktion als Grundlage der Ernährungssicherheit aufrecht zu halten, die Alm- und Weidewirtschaft ist ein Teil davon. Zudem geht es um negative Auswirkungen des Wolfes im Bereich Tourismus und Sicherheit. Vor diesem Hintergrund muss alles darangesetzt werden, diejenigen, die Landwirtschaft betreiben, bestmöglich zu unterstützen. Herdenschutzmaßnahmen sind kostenintensiv und zudem nicht überall umsetzbar.

Es braucht daher auf EU-Ebene Unterstützung für ein effizientes Beutegreifermanagement, das mit einem einheitlichen Monitoring einhergeht und auch vor einer Neubewertung des Schutzstatus nicht zurückschreckt.

Mercosur. Wie ordnen Sie das Handelsabkommen ein und wie ist ihre Position dazu?

TOTSCHNIG: Die Landwirtschaft ist weiterhin gegen das geplante Mercosur-Abkommen mit Südamerika. Denn dieses Abkommen hätte negative Auswirkungen für unsere heimischen Bäuerinnen und Bauern. In Europa schrauben wir unsere Produktionsstandards, wenn es um Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit geht, massiv nach oben und gleichzeitig sollen Lebensmittel aus Südamerika ohne diese höheren Standards importiert werden. Die Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der EU-Landwirtschaft wird dadurch untergraben. Das passt nicht zusammen.

Was wären Ihres Erachtens die Vorteile einer klaren, verpflichtenden Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln und was sind die nächsten konkreten Schritte auf Bundesebene?

TOTSCHNIG: Ich freue mich mitteilen zu dürfen: Die Verordnung des Gesundheitsministers zur Kennzeichnung der Herkunft von Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung wird in den nächsten Tagen kundgemacht. Mit der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung von Fleisch, Milch und Eiern in Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung gelingt ein großer Meilenstein. Dieser Erfolg wird unsere bäuerlichen Familienbetriebe stärken und gleichzeitig mehr Transparenz für die Konsumentinnen und Konsumenten an den Tag legen. Damit wird ein wesentliches Ziel aus dem Kapitel Landwirtschaft des Regierungsprogramms erreicht. Damit die Bedeutung klar wird: Jeden Tag werden in Österreich 2,1 bis 2,4 Mio. Speisen in einer Kantine oder von einer Großküche ausgegeben. Die Details werden in den nächsten Tagen vorgestellt.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

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