23.02.2023
Im Februar-Landtag wurde kürzlich die Novelle des Tiroler Jagd-Gesetzes beschlossen. Auch auf euorpäischer Ebene wird über eine Neubewertung des Schutzstatus des Wolfes diskutiert. Zeitgleich setzt sich Umweltministerin Leonore Gewessler mit elf weiteren EU-Ministeramtskollegen für einen strengeren Schutz des Wolfes ein. Mit einem offenen Brief an die Bundesministerin brachte Anton Larcher, Tiroler Landesjägermeister, seine Fassungslosigkeit über diesen Vorstoß zum Ausdruck.
Affront für Almbewirtschafter
„Bedauerlicherweise – so auch im jüngsten Fall – scheinen die Schlagworte Biodiversität, Umweltschutz und Tierschutz immer mehr zum Deckmantel für dahinterstehende Bestrebungen ideologischer Natur zu werden. Besonders wenn es um die Rückholung von Großraubtieren wie Wolf und Bär geht, wird auf das soziokulturelle Gefüge des Alpenraums keine Rücksicht genommen. Stattdessen wird so getan, als wären so genannte Nutztiere weniger wertvoll als ein paar Hybridwölfe und unumgänglich habituierte Bären. Wenn es dann noch heißt, ‚Schäden an Nutztieren‘ müssten in Kauf genommen werden, ist das für Landwirte, Jäger und Almbewirtschafter ein Affront. Was Sie und Ihre Kollegen als Schaden bezeichnen, sollte wohl tote, leidende, bei lebendigem Leib gefressene und letztlich aus dem Leben gerissene Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde und bald wohl auch Hunde heißen. Hier wird versucht, die Zerstörung landwirtschaftlicher Bemühungen sowie bäuerlicher Lebenswerke zu beschönigen“ führt Larcher in seinem Brief aus.
Die Koexistenz von Wölfen und Weidevieh ist für Larcher keine Option. Die alpinen Landwirtschaftsmodelle seien seit Jahrhunderten funktionierende Beispiele wie man Kulturraum erhalten, Biodiversität schützen und im Sinne der Menschen auch nützen könne. Den Versuch, auf dem Rücken der Menschen Großraubtiere wieder anzusiedeln bezeichnet Larcher als „perfide“.
Tirols Landesjägermeister Anton Larcher: „Es wird versucht, die Zerstörung landwirtschaftlicher Bemühungen zu beschönigen."
Foto: TJV
Funktionierende Gemeinschaft von Ideologie gefährdet
Auch der oft angeführten Möglichkeit zum Herdenschutz erteilt der Tiroler Landesjägermeister eine Absage. „Sind Sie schon einmal als Wanderin auf einer Alm Auge in Auge mit einem Herdenschutzhund, der unter Einsatz seines Lebens seine Herde verteidigt, gestanden? Haben Sie schon einmal versucht im alpinen Gelände einen Herdenschutzzaun zu errichten? Haben Sie schon die Wildschäden in einem Gebiet in Augenschein genommen, in dem das Rotwild mehrfach täglich vor Bären oder Wölfen flüchten muss?“
Obwohl Anton Larcher Vertreter der Jagd in Tirol ist, geht es ihm hier nicht um jagdwirtschaftliche Interessen, sondern um den „Erhalt einer funktionierenden Gemeinschaft, die nun von Ideologen und Schreibtisch-Experten gefährdet wird“. Für ihn ist zu befürchten, dass es die Jägerinnen und Jäger sein werden, die die Folgen der Wiederansiedelung von Großraubtieren zu tragen haben.
Larchers abschließender Appell an die Bundesministerin: „Erkennen Sie die Fakten an und stehen Sie maßvollen Maßnahmen nicht im Wege. Die Lebensrealitäten in den bewohnten Alpenregionen zeigen, dass eine Koexistenz von Großraubtieren nur in sehr beschränktem Maße – wenn überhaupt – möglich ist.“
Foto oben: Jean-Paul Demolin – stock.adobe.com
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