26.01.2023

Die Wintertagung feiert 2023 ihr 70-jähriges Bestehen. Seit sieben Jahrzehnten werden im Winter Debatten geführt, Vorträge gehalten und Entwicklungen hinterfragt, die das Leben und Wirtschaften der Bäuerinnen und Bauern maßgeblich beeinflussen. Das hat die Wintertagung zu einem wesentlichen Motor der Land- und Forstwirtschaft gemacht.
Unter dem diesjährigen Motto „Selber produzieren statt Krisen importieren" diskutierten am Montag beim Fachtag Berg & Wirtschaft an der HBLFA Rotholz Experten und Publikum die brennenden Fragen der Zeit.
Standortgebundene Landwirtschaft absichern
Der Krieg in der Ukraine, die Pandemie und die damit in Zusammenhang stehenden Rohstoff-, Energie- und Versorgungskrisen sowie die immer heftiger werdenden Folgen des Klimawandels – bäuerliche Familien sind von den Auswirkungen unmittelbar betroffen. Für die Versorgung mit Lebensmitteln, Energie und Rohstoffen und den Schutz der Umwelt ist eine leistungsfähige und zukunftsgerichtete Land- und Forstwirtschaft unerlässlich.
„Ernährung und Lebensmittelsicherheit bleiben in nächster Zeit fordernde Themen. Das Motto der Tagung ist somit aktueller denn je. Zur Absicherung der standortgebundenen, kleinteiligen Landwirtschaft in Tirol müssen wir einen sorgsamen Weg beschreiten und uns fragen, wie regionale Produktion auch in Zukunft gelingen kann", so Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler.
Landwirtschaft positiv bewertet
Neben der Produktion stellen Vermarktung und Verarbeitung ein breites Feld dar. Hier gilt es, den Aufbau und Betrieb regionaler Verarbeitungsstrukturen und Lagermöglichkeiten weiterhin zu fördern. Die verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Großküchen ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Künftig werden auch landwirtschaftliche Dienstleistungen wie etwa Energieproduktion eine größere Rolle spielen.
„In Tirol ist die Landwirtschaft glücklicherweise mit positiven Emotionen verknüpft und erhält gesellschaftlichen Rückhalt. Trotzdem müssen wir weiterhin die Begeisterung von jungen Menschen für Landwirtschaft wecken und die Wertschätzung für regionale, qualitativ hochwertige Lebensmittel erhöhen", führt Geisler aus.
Klare Regelungen für ein gutes Miteinander
Über Ansätze zu unterschiedlichen Nutzungsinteressen im Alpenraum referierte Johannes Fankhauser, Sektionschef der Sektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft. „Wir haben hier einen Erholungs-, Wirtschafts- und Lebensraum, in dem es klare Regelungen für ein gutes Miteinander braucht. Das Mountainbike-Modell in Tirol ist vorbildlich. Ebenso gibt es bereits Verhaltensregeln für den Umgang mit Weidevieh, um Konflikte mit Wanderern zu vermeiden. Auch an landwirtschaftlich wertvollen Flächen besteht Interesse von verschiedensten Gruppen. In den letzten 25 Jahren haben wir in Österreich durch Verbauung 150.000 Hektar Äcker und Wiesen verloren. Das entspricht der gesamten Agrarfläche des Burgenlandes."
Wissenschaftliche Betrachtung
Für eine akademische Betrachtung mit Praxisbezug des Spannungsfeldes Berglandwirtschaft und Tourismus zeichneten sich Theresa Mitterer-Leitner, Senior Lecturer am MCI Managment Center und Markus Schermer, Professor am Institut für Soziologie, verantwortlich.
„Auch wir können einen zunehmenden Konflikt mit Freizeitnutzung feststellen, sei es der Anstieg der Wegnutzung, verparkte Feldränder oder die Verschmutzung durch Hundekot. Die touristische Nachfrage im alpinen Raum steigt weiterhin an, vor allem der Sommertourismus nimmt stärker zu. Nachhaltigkeit wird aber immer mehr zum Qualitätskriterium im alpinen Tourismus, und die Berglandwirtschaft bietet dafür eine relevante Grundlage. Aus unserer Sicht braucht es eine zukunftsorientierte, proaktive Positionierung zu den Veränderungen in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft", so Schermer und Mitterer-Leitner.
Innovative Ideen der Nährstoffnutzung für landwirtschaftliche Kreislaufwirtschaft in der Praxis wurden zum Abschluss des ersten Blocks von Lisa Doppelbauer, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Bio Forschung Austria, präsentiert. Die anschließenden Workshops waren den Themen Energie & landwirtschaftliche Nutzung, Raumordung & Lebensmittelproduktion sowie Freizeitwirtschaft & landwirtschaftliche Nutzung gewidmet.

Die Referenten Markus Schermer, Theresa Mitterer-Leitner, Johannes Fankhauser, Lisa Doppelbauer und Josef Geisler mit Moderator Peter Raggl. (Fotos: TBB)

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