10.11.2022

Knapp drei Jahrzehnte in der Landespolitik, davon neun Jahre als LHStv.: Sie sind einer der erfahrensten Tiroler Politiker. Wie schätzen Sie die aktuelle politische Lage in Tirol ein?
GEISLER: Wir haben nach der Landtagswahl in Tirol mit der SPÖ innerhalb kürzester Zeit eine neue Regierung gebildet und ein Regierungsprogramm erarbeitet, das darauf abzielt, unser Land stabil durch die Krise zu bringen.
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die damit verbundenen Preissteigerungen für Energie stellen nicht nur Tirol und Österreich, sondern ganz Europa vor große Herausforderungen.
Wir wollen unser Land krisensicher, leistbar und nachhaltig aufstellen. Dafür setze ich meine Kraft und langjährige politische Erfahrung ein. Mit der SPÖ haben wir in vielen wesentlichen Fragen wenige bis keine Reibungspunkte.
Welche Herausforderungen kommen auf die Land- und Forstwirtschaft in den kommenden Jahren zu?
GEISLER: Nach Corona zeigt uns der Krieg in Europa einmal mehr, wie wichtig Versorgungssicherheit im eigenen Land ist – sowohl bei Energie als auch bei Lebensmitteln. Dass Tirol eine produzierende Landwirtschaft braucht, steht außer Frage. Aber die Energiepreise und die gestiegenen Kosten für Produktionsmittel oder Verpackung treffen auch die Landwirtschaft. Mit Bundesminister Norbert Totschnig haben wir einen starken Partner im Bund. Auf Landesebene werden wir die faire Partnerschaft mit dem Handel und die Verwendung regionaler Lebensmittel weiter forcieren.
Sorge bereiten mir auch vor dem Hintergrund der Versorgungssicherheit die Tendenzen in Brüssel, die Lebensmittelproduktion zu beschneiden. Viele Maßnahmen, die auf die industrialisierte Landwirtschaft abzielen, treffen auch die kleinstrukturierte Landwirtschaft und machen das Wirtschaften noch schwieriger. Ein Beispiel ist, dass die aktive Waldbewirtschaftung kritisch gesehen wird und Biomasse nicht mehr als erneuerbarer Energieträger gelten soll.
Das Thema Großraubtiere wird uns weiter begleiten. Oberstes Ziel ist die Erhaltung der Almwirtschaft. Dafür kämpfen wir auf allen Ebenen. Das Jagdgesetz ist bereits in Überarbeitung. Ziel ist eine einfachere und schnellere Entnahme von Schadwölfen. Bewegen muss sich vor allem auch Brüssel, das nach wie vor auf den strengen Schutzstatus und eine 30 Jahre alte Richtlinie beharrt.
Neu zu Ihren Ressorts hinzugekommen ist die Raumordnung.
GEISLER: Leistbares Wohnen ist in Tirol ein großes Thema. Auch für weichende Bauernkinder. Das Mittel der Wahl war und ist für mich die Vertragsraumordnung. Die Gemeinden haben die notwendigen Instrumente zur Verfügung.
Bei der viel diskutierten Baulandmobilisierungsabgabe werden wir uns ganz genau anschauen, ob es Modelle gibt, die tatsächlich dazu führen, dass leistbarer Grund und Boden auf den Markt kommt. Es kann ja nicht das Ziel sein, Bauland zu Höchstpreisen auf den Markt zu bringen. Was wir brauchen, sind Flächen für den geförderten Wohnbau.
Um wieder auf das Thema Versorgungssicherheit zu kommen: Die Sicherung landwirtschaftlich produktiver Flächen ist ein Schwerpunkt. Dazu gehört auch ein Raumordnungsplan für PV-Freiflächenanlagen. Die Lebensmittelproduktion hat insbesondere auf hochwertigen Flächen Vorrang vor der Energieproduktion.
Vielen Dank für das Gespräch!
Foto: LHStv. Josef Geisler ist Landesrat für Land- und Forstwirtschaft, Energie, Grundverkehr, Raumordnung, Straßenbau und Traditionswesen. (Die Fotografen)

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